Ich habe vier Monate lang in der Nähe des kleinen Städtchen Tulbaghs im Lernzentrum-Kinderheim gearbeitet. Das Heim ist etwa 5 Kilometer vom Ort entfernt und ist umgeben von Bergen. Jeden Tag habe ich mich über die tolle Aussicht gefreut.
Ungefähr 150 Kinder sind in "Steinthal" zu Hause und sie sind nach Alter und Geschlecht in Gruppen à circa 14 Kinder aufgeteilt. Ich habe zusammen mit einer Hausmutter bei den Jungen im Kindergartenalter gearbeitet, was teilweise unglaublich anstrengend war, weil alle ständig etwas anderes von dir wollen, sich streiten und schlagen und sehr viel Aufmerksamkeit brauchen. Es hat sich aber gelohnt, weil es so super liebenswerte Kinder sind, für die es von großer Bedeutung ist, wenn noch jemand bei ihnen ist und sich kümmert oder sie einfach nur in den Arm nimmt. Morgens habe ich um halb 7 das Frühstück aus der Küche runter in den TV-Raum der Kinder gebracht und es ihnen dort zubereitet. Ich habe mit ihnen die Zähne geputzt, gespült und bis 8 Uhr noch die Zeit mit ihnen verbracht bis sie in den Kindergarten mussten, der auf dem Gelände liegt. Vormittags hatte ich frei und ab 1 Uhr, wenn sie aus dem Kindergarten kamen, war ich wieder bei ihnen, bis sie sich abends gewaschen haben um ins Bett zu gehen. Ich habe das Essen aufgetischt, die 3 Kleinsten gefüttert, auf sie aufgepasst, bin mit ihnen aufs Töpfchen gegangen und habe mit ihnen gespielt.
An den Wochenenden haben die Freiwilligen dort frei, wir haben dann oft etwas für eine Gruppe organisiert, z.B. eine Schnitzeljagd oder Stockbrot machen. Wir waren auch in den Bergen wandern und haben Paviane gesehen oder sind mal nach Kapstadt zum Schlittschuhlaufen gefahren. Als ich im August ankam war es sehr sehr kalt! Ich habe ein paar Tage durchgefroren und konnte kaum schlafen, weil es keinerlei Heizung gibt. Dann habe ich aber nach noch einer Decke (die dritte) gefragt und den Rest der kalten Zeit irgendwie überstanden.
Vom Kinderheim hat mich keiner richtig begrüßt und mir meine Aufgaben erklärt, das haben nur die anderen Freiwilligen getan und manche der Hauseltern haben generell kaum mit den Freiwilligen gesprochen. Das lag aber teilweise auch daran, dass sie nicht alle so gut Englisch sprechen. (Die meisten Südafrikaner waren aber auch einfach super nett!)
Das war etwas womit ich nicht unbedingt gerechnet hatte, dass fast alle dort Afrikaans als Muttersprache haben und untereinander nur Afrikaans sprechen. So viele Parallelen es auch zum Deutschen gibt, ich habe am Anfang fast nichts verstanden! Aber jeden Tag kommt ein bisschen dazu.
Die Kinder sind größtenteils sehr zutraulich, umarmen gerne und freuen sich, dass jemand da ist. Wobei es in dem Kinderheim auch einige freche Kinder gibt. So wurde zum Beispiel an meinem ersten Arbeitstag ein Fenster mit einem Stein eingeschlagen es gab einige Prügeleien, Kinder die weggelaufen oder respektlos und gemein sind.
In fast allen von ihnen habe ich aber eine gute Seite gesehen und mich über Gespräche mit manchen oder einfache Umarmungen und ein fröhliches "Guten Morgen" sehr gefreut. Gerade meine kleinen Jungen sind teilweise so leicht zum Lachen zu bringen und es gibt doch nichts Schöneres auf der Welt als ein unbeschwertes Kinderlachen! Ich freue mich jetzt noch sehr darüber, wenn ich mir dir Bilder und Videos anschaue, die ich gemacht habe.
Und auch abgesehen von den schönen Momenten mit den Kindern, tat mir die Zeit dort sehr gut, weil ich einfach mal abschalten konnte. Ich konnte die Vormittage nutzen, wie ich wollte, hatte kein Internet und habe einfach gemacht, wozu ich Lust hatte und den ganzen Schulstress aus Deutschland hinter mir gelassen.
Natürlich habe ich meine Freunde und Familie zwischendurch auch sehr vermisst, aber das ist normal und die meiste Zeit war ich sehr glücklich und hatte viel Spaß.
