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Südafrika

Erfahrungsbericht Freiwilligenarbeit in Südafrika von Nami

Meine Freiwilligenarbeit in Südafrika kam mir insgesamt sehr irreal vor, dennoch hat es mir dort äußerst gut gefallen. Die ersten 4 Monate verbrachte ich im Greytown`s children home. Greytown, ein 7500 Einwohnerdorf, liegt im ländlichen Gebiet von KwaZulu Natal und die nächst größere Stadt ist 77km entfernt.

 

Das bedeutete für mich zu Beginn eine große Umstellung. Es gab nur eine Kneipe (African Sun) und ein Wimpy, wo man als „Weiße“ seine Freizeit verbringen konnte. Hinzu kam, dass ich zu einer sehr „ereignisreichen“ Zeit nach Greytown kam. 3 Wochen nach meiner Ankunft strangalierte eine Gang von 12 Mitgliedern das Dörfchen.

Der Anführer der Gang nannte sich selbst Osama Bin Laden und innerhalb von ca. 2 Wochen wurden 12 Geschäfte ausgeraubt und 6 unschuldige Passanten erschossen. Als dann auch noch ein sehr guter Bekannter vom Kinderheim beim Versuch 11 Geiseln zu befreien, zwei Mal ins Knie geschossen wurde, traute ich mich für kurze Zeit gar nicht mehr auf die Straße. Zum Glück wurde aber eine Polizei-Spezial-Einheit für Gewaltverbrechen nach Greytown geschickt, mit denen ich mich schnell anfreundete und von ihnen persönlich über ihre Ermittlungen auf dem Laufenden gehalten wurde. Die Polizei verhaftete relativ schnell Die Gang und es passierten keine weiteren „ernsthaften“ Verbrechen (d.h. es passierte nur noch das „Übliche“ wie Einbruch, Hijacking, taxi-war,…) im Dorf. Absagen wie „Wir können heute nicht diese Tour machen, da ist ein Taxi-War“, „Es wurde in mein Auto eingebrochen, ich muss mich erst darum kümmern“ und „I have to arrest some people“ (den Satz habe ich besonders oft gehört!) wurden relativ schnell normal. Das schöne in Greytown war, dass das Kinderheim und die Dorfbewohner mich sofort Aufnahmen und sich sehr gut um mich kümmerten.

Freiwilligenarbeit in Südafrika Ich wurde oft zum Grillen eingeladen und verschiedene Leute haben mir die einmalig schöne Umgebung gezeigt. Es war auch normal mal schnell 150km nach Durban zu fahren, um dort abends wegzugehen. Meine Erlebnisse mit den Einheimischen kamen mir oft vor wie ein guter bzw. schlechter Film, so wurde ich z.B. einmal von der Polizei (ca. 30% im Dorf sind im Security-Sektor tätig) an einem Lügendidektor angeschlossen und bei jeder angeblichen falschen Antwort gab es eine Elektroschlag, ein anderes Mal wurde ich, nachdem man bis 7 Uhr in der Früh am Feiern war, mit auf die Shooting Farm genommen und durfte ein ganzes Magazin verballern. Eine ältere, sehr christliche Frau zeigte mir die ärmlichen Schulen im Zululand, wo die Kinder für uns sangen und tanzten. Ein Farmer wollte mir die Problematik des „land claims“ (Enteignung der Farmen von Weißen) näher bringen und zeigte mir zig Farmen, die dem land claim zum Opfer gefallen sind. Alles was nicht nagelfest war, wurde mitgenommen und die Farmen waren unbewohnt. Auch wurde ich Opfer eines Tsotis (so bezeichnet man dort Leute, die für wenig Geld Gewaltverbrechen eingehen), der mich mit einem Messer bedrohte und mein Handy haben wollte. Meine Erlebnisse waren so geballt, dass ich oft nicht wusste, wie mir geschah und ich gerne mehr Zeit gehabt hätte, das erlebte zu verarbeiten.
Freiwilligenarbeit in Südafrika Das Kinderheim war super. Meine Unterkunft war sehr nobel und die Verpflegung war mehr als genug und sehr gut. Der Direktor, Pieter, erkundigte sich täglich nach meinem Wohlergehen und fragte auch jedesmal, ob ich irgendwelche Beschwerden hätte. Zu den zwei älteren Damen, mit denen ich das Haus teilte, hatte ich auch ein sehr gutes Verhältnis. Das Kinderheim war für südafrikanische Verhältnisse sehr gut ausgestattet. So hatten wir einen Computerraum, ein Schwimmbad, zwei Spielplätze und eine Halle mit einer Tischtennisplatte und einem Billiardtisch. Regelmäßig wurden Partys für die Kinder veranstalten, wo es Süßigkeiten gab und Spielwettbewerbe veranstaltet wurden. Das Weihnachtsfest im Kinderheim war auch genial – Essen bis zum Umfallen, 7 Nikoläuse, die mit dem Feuerwehrwagen kamen, ein wunderschöner selbstgestalteter Gottesdienst (der war so schön, dass mir die Tränen kamen) und die Kinder konnten sich die Haare in pink, rot, blau und grün färben und sich das Gesicht bemalen lassen. Ich hatte den Eindruck, dass man dort als Volontär alle Privilegien genoss. Freiwilligenarbeit in Südafrika Bei jedem Out-Going wurde ich gefragt, ob ich mit möchte (Wochenendcamps in Durban und in Elandskraai, diverse Schulveranstaltungen, Game Reserve,…), kostenlose Benutzung des Internets und selbst die Arztkosten übernahm das Kinderheim, obwohl ich es liebend gerne selbst bezahlt hätte. Alle zwei Monate wurden von einer Kirchenorganisation Essenspakete in dem ländlichen Gebiet Muden verteilt. In Muden liegt die Aidsrate bei 80% und die Leute dort leben noch in den traditionellen Zulu-(Lehm-)Hütten ohne Strom- und Wasseranschluss. Auch dort durfte ich jedesmal mit.
Meine Aufgaben im Kinderheim waren Beaufsichtigung im Computerraum und im Schwimmbad, den Hausmüttern im Haushalt helfen, wobei das meiste sowieso von den Kindern erledigt wurde, die Toddlers zum Kindergarten bringen und abholen, Teilnahme am täglichen Meeting und mit den Kindern, wenn nötig, ins Krankenhaus oder zum Doktor gehen. Wobei die Besuche im öffentlichen Krankenhaus sehr heftig waren. Warteschlangen von mehreren Stunden waren normal, überall hing ein ekliger Krankheitsgeruch, die Gestalten, die man dort antraf, waren teilweise gruselerregend und die Hygiene und die Behandlung waren äußerst schlecht.
Freiwilligenarbeit in Südafrika Auch wenn ich dort viele heftige Sachen erlebt und gesehen habe, denke ich mit Wehmut an meine Zeit in Greytown zurück und ich vermisse die Offenheit und die Herzlichkeit der Leute dort. Ich habe die Probleme des Landes kennengelernt (Tuberkulose, Aids, Korruption, Folgen der Apartheid, Kriminalität, Armut). Die Probleme waren oft so groß, dass man sich einfach nur noch ohnmächtig gefühlt hat. Aber ich habe auch erfahren, dass die Leute trotz der Ungerechtigkeit glücklich und dankbar sind und wirklich FÜREINANDER da sind.
Mein zweites Projekt war ein Heim für Schwerstbehinderte in Bellville (Vorort von Kapstadt). Dort blieb ich aber nur 3 Wochen - leider nicht genug Zeit um die Patienten und das gut genug kennenzulernen... Meine Aufgaben waren Beaufsichtigung der Patienten (zwischen 15 und 50 Jahre), bei der Pflege (Waschen, Füttern, ...) helfen, Beschäfigung der Patienten und Putzen.

Insgesamt reiste ich noch 7 Wochen durch Süd Afrika, Namibia, Lesotho und Swaziland und hatte eine einmalig schöne Zeit. Die Landschaft ist wirklich atemberaubend und man traf sehr viele sehr nette und offene Leute. Freiwilligenarbeit in Südafrika Es ist absolut empfehlenswert sich genügend Zeit (und Geld) zu nehmen, um sich das Land anzuschauen. Einsam fühlte ich mich kein einziges Mal in Süd Afrika, obwohl ich vorher dort niemanden kannte.

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