Mein Name ist Sarah, mittlerweile bin ich 22 Jahre und mein Au-Pair-Jahr liegt nun schon über 2 Jahre zurück. Ich bin im Sommer nach meinem Abitur nach Südschweden gezogen um dort in einer Au-Pair Familie mit 2 Kindern (Junge 5, Mädchen 8) zu leben und zu arbeiten. Warum Schweden? Auch wenn es komisch klingen mag: in erster Linie wegen Astrid Lindgren. Schon immer habe ich ihre Bücher unglaublich gerne gelesen und wollte immer selbst mal in einem roten „Schwedenhaus" leben.
Des Weiteren wollte ich in diesem Jahr eine neue Sprache lernen, eine die nicht jeder kann. So entschied ich mich für Schweden und für Multikultur, die als eine der wenigen deutschen Agenturen Au-Pair in Schweden anbieten.
Mein Traum wurde war, ich wurde an eine Familie in einem roten Schwedenhaus in einem kleinen schwedischen Dorf in der Nähe eines Sees vermittelt.
Meine Familie sprach nicht nur schwedisch, sondern auch deutsch, was mir das einleben leicht machte. Nebenher besuchte ich eine so genannte „Folkhögskolan", an der ich eine Auffangklasse besuchte und schwedisch spielerisch in Fächern wie Kochen, Erdkunde und Schwedisch für Ausländer lernte. Diese Schulen gibt es fast überall in Schweden und ich würde sie jedem empfehlen, denn man lernt schwedisch so viel besser und schneller als in den Sprachkursen, noch dazu ist es um einiges billiger, einfach mal vor Ort nachfragen.
Was die Arbeit in der Familie anging, hatte ich meine Hoch- und meine Tiefpunkte. Die Betreuung der Kinder machte mir wahnsinnig viel Spaß (ich werde jetzt auch Erzieherin), doch bei der Hausarbeit geriet ich schon manchmal an meine Grenzen. Ich war jeden Abend für das Kochen zuständig, wobei ich unglaublich viel lernte- auch schwedisch, den vielen Kochbüchern sei Dank. Die Mutter unterstütze mich hier am Anfang, doch bald war das nicht mehr nötig und ich lernte Kochen zu lieben. Doch jeden Freitag, wenn es hieß Putztag, wäre ich am liebsten länger in der Schule geblieben. Leider war mein rotes Holzhaus nämlich riesig und das Putzen beanspruchte 4 Stunden, irgendwann hatte ich dann auch hier den Dreh raus und schaffte das alles wesentlich schneller. Und auch wenn 4 Stunden sehr viel klingt, ich musste ja die restliche Woche sonst kaum putzen. Meine Familie hatte Hühner und Enten, für die ich zuständig war, wenn die Mutter im Ausland arbeitete, was jede zweite Woche der Fall war. Das hieß im Winter früher aufstehen, ins Eiskalte und Dunkle hinaus und gekochtes Wasser in die diversen Töpfe verteilen.
Wobei wir schon beim nächsten Thema wären: den langen und kalten Wintern in Schweden. Sommer, Frühling und Herbst sind wunderschön in Schweden, doch man muss sich darüber im Klaren sein, dass Schweden nun mal im Norden ist und dass es im Winter kaum hell wird und sehr kalt ist. Deshalb unbedingt warme Kleidung und vor allem Schuhe mitnehmen! Und nicht verzweifeln, irgendwann kommt die Sonne wieder und bis dahin hat man ja kleine Sonnenscheinchen auf die man aufpassen darf.
Alles in allem ist so ein Jahr als Au-Pair mit Sicherheit anders als man es sich vorgestellt hat. Es gibt viele Dinge die besser und schöner sind, Dinge die ganz anders als geplant sind, Dinge die schwerer sind, als man sich vorgestellt hat. Man wächst und lernt unglaublich viel, man erlebt wunderbare Dinge, doch man stößt auch an seine Grenzen. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich in diesem Jahr sehr selbständig und erwachsen geworden bin und meinen Alltag heute anders bewältigen, meine Ziele und Wünsche leichter verfolgen kann als davor. Es war eine wichtige Erfahrung für mich und der absolut richtige Schritt für mich.
Heute besuche ich meine Familie noch 1-2 Mal im Jahr, spreche schwedisch fließend (und habe es sogar studiert) und weiß, wie es ist in dem Lieblingsland einiger Deutscher, nicht nur als Tourist, sondern als Einwohner, zu leben.
