Ich weiß noch genau, wie aufgeregt ich war, als ich im August 2015 im Flugzeug nach Stockholm saß. Nun ging es also nach Schweden, Stockholm, die Stadt in der ich immer wohnen wollte. Und ich würde erst im nächsten Sommer zurückkehren. Viele Gedanken schwirrten mir im Kopf herum. „Wie wird meine Gastfamilie und das Leben bei ihnen sein?“ war wohl die wichtigste. Meine erste Stunde verbrachte ich mit den Kindern (Max 8, Siri 6 und Fillip, genannt Fille 3) auf dem Trampolin. Meine Schwedischkenntnisse beschränkten sich auf die Begrüßung und das Bestellen von Kaffee, aber ich war erstaunt wie gut die erste Kommunikation funktionierte und meine Gastfamilie war mir auf Anhieb sympathisch.
Relativ schnell hab ich mich im Haus und unserer Gegend, Saltsjöbaden, eingewöhnt. Jeden Nachmittag habe ich die Kinder aus der Schule bzw. dem Kindergarten „Dagis“ abgeholt, mit ihnen gespielt oder sie zu ihren Freizeitaktivitäten gefahren und ihnen danach Abendessen gekocht. Die Eltern kamen meistens gegen 19Uhr nach Hause. An den Vormittagen habe ich die Hausarbeit erledigt zB Wäsche waschen, Küche putzen, aufräumen oder staubsaugen, die ich mir selber einteilen konnte und hatte ansonsten Freizeit. Auch die Wochenenden waren, bis auf wenige Ausnahmen, frei und ich habe sie meist mit anderen AuPairs oder meinen schwedischen Freunden, die ich irgendwann kennenlernte, in Stockholm verbracht, wo wir Kaffeetrinken waren, shoppen gegangen sind oder die Stadt allgemein erkundet haben. Im ersten Halbjahr hatte ich dreimal pro Woche vormittags noch einen Sprachkurs, wodurch ich die Sprache relativ schnell gelernt habe und vor allem Kontakt zu vielen anderen AuPairs hatte, mit denen ich mich über unsere Gastfamilien und den Job an sich austauschen konnte.
Die Schweden sind ziemlich distanziert, was ich persönlich aus Deutschland nicht kannte und was mir den Start ein wenig erschwerte. Als ich jedoch die Sprache immer besser verstand, öffnete mir das einige Türen. Wenn die Schweden merken, dass man sich für ihre Kultur und Sprache interessiert und sich Mühe gibt, tauen sie auf und sind sehr freundlich und hilfsbereit.
Auch der lange, kalte und vor allem dunkle Winter war eine Herausforderung, aber spätestens als der Frühling kam, wusste ich, es war die richtige Entscheidung gewesen als AuPair nach Schweden zu gehen. Stockholm und auch Saltsjöbaden, das am Wasser liegt und sehr grün ist, sind bei Sonne und blauem Himmel ein Traum. Je länger ich außerdem mit meiner Gastfamilie zusammenlebte, desto familiärer wurde der Umgang miteinander und wir hatten uns immer mehr zu erzählen. Allerdings wollte meine Gastfamilie alle Feiertage und freien Wochenenden lieber für sich alleine verbringen, sodass wir nicht wirklich etwas zusammen unternommen haben, was schade war. Dafür konnte ich an Wochenenden, an denen sie wegfuhren, Freunde aus Deutschland einladen und Weihnachten bei meiner Familie in Deutschland verbringen.
Am Ende fühlte ich mich in Schweden, Stockholm und auch der Familie so wohl, dass mir der Abschied schwer fiel. Am meisten von meinen Freunden, die aus vielen verschiedenen Ländern kamen, wodurch ich in diesem Jahr nicht nur viel über die schwedische Kultur gelernt habe. Doch schneller als ich dachte, saß ich zwischen Haufen aus Klamotten und anderem Zeug in meinem Zimmer und versuchte alles irgendwie in meinen Koffer zu quetschen.
Hinter mir liegt eine sehr besondere und emotionale Zeit mit ihren Höhen und Tiefen, viel Lachen und Tränen, Herausforderungen, Überwindungen, wunderschönen Erinnerungen und tollen Menschen, die ich niemals vergessen werde!
