Mein Abenteuer startete am 31. August 2015. Ich muss sagen ich weiß gar nicht so genau wieso ich mich dazu entschieden habe Au Pair zu machen. Ich dachte mir, so eine Zeit im Ausland kann ja nur gut sein, wo doch alle immer sagen wie man da an sich wächst und viel über sich selbst lernt. Ich war schon immer eine Person die viel und oft Heimweh hatte, deswegen war ich mir sicher, Work und Travel würde ich so ganz alleine nicht durchstehen. Deswegen habe ich mich für das Au Pair-Dasein entschieden. Das ich Ordnung halten und putzen auch sehr gerne mag, hat natürlich auch geholfen. Mit Kindern kam ich auch schon immer gut klar, auch wenn ich nicht so Hals über Kopf in sie verliebt war wie andere Mädchen die ein Au Pair Jahr anstreben.
Als mich die Familie vom Flughafen abgeholt hat war ich unglaublich aufgeregt, aber wir waren uns sofort sympathisch und haben uns die zwei Stunden im Auto die ganze Zeit super unterhalten. Dann ging es auch schon los. Ich muss sagen ich hab den Job ziemlich unterschätzt. Nicht von den körperlichen aber von den psychischen Herausforderungen. Ich hatte 4 Kinder (5 Monate, 3 Jahre, 7 Jahre und 9 Jahre). Die 3 jährige wollte leider von Anfang an nichts mit mir zu tun haben, was wirklich schwer war. Da hört man eben auch mal so Sätze wie "du gehörst nicht zu Familie, du hast mit gar nichts zu sage" oder "ich will nicht neben der sitzen"hört. Das war schon hart, Kinder können ganz schön verletzend Ehrlich sein. Auch generell 24 Stunden am Arbeitsplatz zu sein, der dazu auch noch das Haus einer anderen Familie ist, belastet manchmal. Auch wenn meine Familie unglaublich nett war und mir immer das Gefühl gegeben hat das ich hier auch zu Hause bin, kann man einfach nicht so auf dem Sofa rumlungern wie man es in Deutschland mal tut. In solchen, etwas schwereren Zeiten, war die Agentur sehr für mich da. Ich habe öfters mit Charlotte geschrieben, ihr meine Situation erklärt und wir haben im Skypetelefonat gemeinsam meine Möglichkeiten abgewogen. Aus diesem Grund würde ich es auch sehr empfehlen mit einer Agentur zu arbeiten. Man ist generell einfach abgesichert, auch wenn man einfach nur jemanden zum Reden braucht. Eine Freundin, die ich auf dem Hinflug im Flugzeug kenne gelernt habe, wurde nach zwei Wochen von ihrer Familie rausgeworfen. Ohne Agentur wäre sie dann ziemlich aufgeschmissen gewesen, aber mit hatte sie sofort jemanden vor Ort der ihr geholfen hat eine neue Familie zu finden bzw. abzuwägen ob Au Pair denn das richtige für sie ist.
Das hört sich jetzt alles ziemlich negativ an aber es gibt natürlich auch gute Seiten. Gerade durch Gespräche mit der Familie, wenn mal etwas nicht so gut gelaufen ist, lernt man Probleme offen anzusprechen und Lösungen zu finden. Der Moment in dem die kleine dann angefangen hat mir zu zeigen dass sie mich doch ziemlich mag, immer zu mir gekommen ist, mich umarmt hat und plötzlich alles nur noch mit mir machen wollte, war wunderschön. Das australische Weihnachten zu erleben oder generell gemeinsame Grillabend mit der Familie oder einfach ein Glas Wein und Gespräche am Abend sind einzigartig. Die Familie hat wirklich viel für mich getan, sie haben immer geschaut dass es mir gut geht, ich am Wochenende schöne Dinge machen kann und ich mich nicht einsam fühle. Als ich am Ende gehen musste blieb kein Auge trocken. Die Kleine meinte noch " I want you to stay this long: forever, forever, forever, forever...".
Alles in allem würde ich das Au Pair da sein weiter empfehlen. Man wird nochmal auf eine andere Weise herausgefordert als wenn man nur work und travel macht. Jetzt wo ich wieder zu Hause bin, fand ich die Mischung, erst Au Pair und dann reisen, perfekt. Ich habe viel über mich gelernt und habe das Gefühl reifer geworden zu sein. Es ist toll in einem fremden Land mit fremden Leuten mal von vorne zu starten.. Man muss wirklich aus seiner Comfort Zone rauskommen und das lohnt sich. Ich als immer weinerliches Heimwehkind, hatte in meiner ganzen Zeit nicht einen Tag an dem ich wieder nach Hause wollte.
