Nach der Schule wollte ich weg – so viel wusste ich schon mal. Und auch, dass es nach Südamerika gehen soll. Also suchte ich nach einem passenden Projekt und entschied mich letztlich für die Freiwilligenarbeit im bolivianischen Urwald. Wenn, dann gleich richtig. Also ging es für mich im Juli zuerst nach Sucre für einen einwöchigen Sprachkurs und dann mit dem Boot nach San Miguel del Bala, einer bolivianischen Urgemeinde im Madidi Nationalpark. Zehn Wochen leben mit den Einheimischen, ohne Strom, Internet und warmen Wasser.
Ich glaube ich brauche nicht erwähnen, dass es am Anfang ein ganz schöner Kulturschock war und die ersten Tage ziemlich hart waren. Ich kannte niemanden und das Leben dort hätte sich kaum mehr von meinem bisherigen Leben im komfortablen Deutschland unterscheiden können.
Ich lebte mich aber ziemlich schnell ein und wurde herzlich von den Bewohnern der Gemeinde aufgenommen.
Als einzige Freiwillige hatte ich das Glück, ganz in das Leben dort eintauchen zu können. Natürlich wäre es manchmal schön gewesen, jemanden zum Austauschen zu haben, im Endeffekt bin ich aber froh, dass es so war wie es war und meinem Spanisch hat es auch mehr als gut getan.
Ich habe das erste Mal in meinem Leben gefischt, habe gelernt, Körbe aus Pflanzen herzustellen, durfte auf Dschungel- und Pampas Touren dolmetschen, habe in der Schule unterrichtet und habe mehr über das Leben in und mit der Natur gelernt, als ich es mir zu träumen gewagt hätte.
Bevor ich nach Bolivien kam, war mir zwar bewusst, dass das Leben dort nicht vergleichbar mit dem Leben in Deutschland ist, aber es mit den eigenen Augen zu sehen und Teil dieser “anderen Welt“ zu sein‚ war eine unglaubliche Erfahrung, die ich niemals missen werde.
Ich habe gelernt, Dinge zu schätzen, die ich davor als selbstverständlich angesehen habe und sehe Vieles heute mit anderen Augen.
Vor allem aber habe ich nun eine zweite, bolivianische Familie, die für immer einen Platz in meinem Herzen haben wird.