„Aber da regnet es doch immer!“ ... das ist wohl die Aussage, die ich am häufigsten gehört habe, als ich meinen Freunden erzählt habe, dass ich nach Irland gehe. Das ist ja auch das wohl am weitesten verbreitete Vorurteil über Irland. Und natürlich wurde ich auch genau so willkommen geheißen. Mein Sitznachbar im Flugzeug fragte mich nur: „Regnet es jetzt echt?“
Meine Gastmutter, die mich mit den beiden Mädchen vom Flughafen abholte, berichtete mir sofort, dass es tatsächlich der erste Tag seit Monaten sei, an dem es regne. SUPER! Trotz des Regens war meine Gastfamilie sehr gut gelaunt und ich wurde sehr herzlich willkommen geheißen, auch wenn die Kinder am Anfang noch etwas schüchtern waren. Wir wohnten direkt am Meer nördlich von Dublin, etwa 25 Minuten mit der Bahn. Von meinen neuen Zuhause war ich sehr positiv überrascht. Ich hatte mehr oder weniger ein gesamtes Stockwerk für mich allein, inklusive Bad und man hatte mir sogar eigens einen Fernseher organisiert.
Anfangs zeigte mir meine Gastmama alles, was ich sehr zuvorkommend fand. Als dann die Schule anfing musste ich morgens die Mädchen im Alter von neun und zwölf wecken, ihnen Frühstück machen, das Lunch für die Schule vorbereiten, bevor sie sich auf den Schulweg machten. Diesen meisterten sie gut allein, weil die Schule direkt in unserer Straße lag. Erst mittags musste ich den Kindern wieder etwas kochen und mit ihnen Hausaufgaben machen. Also hatte ich insgesamt nicht allzu viel Stress. Was mir allerdings weniger gut gefallen hat, war die Tatsache, dass ich relativ wenig ins Familienleben integriert wurde, wozu ich jedoch auch sagen muss, dass es nicht wirklich viel Zeit gab, die zusammen verbracht wurde. Meine Gasteltern arbeiten beide Vollzeit und sind abends oft in Club und Vereinen aktiv, in denen auch die Kinder sehr engagiert sind. Was mich auch gestört hat, war, dass wir oft kaum Lebensmittel zu Hause hatten und ich diese teilweise selbst kaufen musste. Dazu kam noch, dass wir sehr selten zusammen gegessen haben, weil meine Familie oft auswärts aß und ich dabei meist nicht eingeschlossen war.
Um so zufriedener und überraschter war ich jedoch vom Land und den Menschen im Allgemeinen. Ich fand ziemlich schnell Anschluss an die Au-pair-Community. Soziale Netzwerke machen‘s möglich. Ich habe in den letzten neun Monaten Freunde gefunden, die ich jetzt nicht mehr missen möchte! Für mich war diese Erfahrung eigentlich positiver als Au-pair sein. Ich kenne jetzt nicht nur neue Leute aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt. Aber nicht nur über Facebook und E-Mail habe ich Freunde gefunden. Ich besuchte für einige Zeit einen Englisch-Kurs bei mir direkt im Ort und auch dort traf ich Schüler von überall. Einige davon sind noch jetzt fester Bestandteil meines Freundeskreises. Zusammen haben wir nicht nur das Pub Leben lieben gelernt. Wir haben Tagesausflüge durch ganz Irland gemacht. Waren in Cork, Galway, Belfast, Kilkenny, Glendalough. Wir erkundeten sämtliche Sehenswürdigkeiten in Dublin und Umgebung und natürlich auch Penneys. Ich war sehr beeindruckt von der Freundlichkeit und Offenheit der Iren. Wir haben teilweise Dinge erlebt, die mir in Deutschland in 18 Jahren noch nicht passiert sind und die meisten dieser Erlebnisse waren mit Iren verbunden.
Ich bereue es keineswegs, dass ich diesen Schritt gewagt habe und aus Deutschland weggegangen bin. Vor meinem Abflug hatte ich noch leise Zweifel und war auch unsicher, ob ich Anschluss finden würde, aber ich habe mich relativ schnell und gut zurechtgefunden und eingelebt. Ich war selbst überrascht, wie schnell es eigentlich ging. Mit Heimweh hatte ich relativ selten zu kämpfen, worüber ich sehr froh bin, weil ich Mädchen getroffen habe, die damit sehr viel stärker zu kämpfen hatten. Ich bin sehr dankbar, dass MultiKultur und auch Cara International diese Erfahrung für mich möglich gemacht haben!
