Kurz nachdem ich meine Schule beendet hatte, ich war gerade erst 18 geworden, stand ich nun am Stansted Airport und wartete auf meinen Koffer. Viel konnte ich nicht mitnehmen für das elfmonatige Abenteuer was vor mir lag. Alles, was ich dabei hatte war mein Koffer, einen Rucksack und mich selbst.
Unglaublich aufgeregt und voller Erwartungen machte ich mich auf den Weg zum pick-up Bereich - wo meine neue Familie bereits auf mich wartete. Tausende Fragen schossen mir durch den Kopf. Sind sie nett? Komme ich mit den Kindern klar? Wie leben sie? Sind sie so wie bei unserem Telefongespräch oder doch ganz anders? Zum Glück wurde ich direkt herzlich empfangen und meine Aufregung wurde schnell weniger.
Ich denke, alle, die soetwas bereits erlebt haben, werden mit zustimmten, wenn ich sage, dass die ersten Wochen die schwierigsten sind. Alles ist komplett neu, die Umgebung, die Sprache und sogar das Essen. Außerdem kennt man niemanden. Zwar gab sich meine Familie große Mühe mir meinen Start im Vereinigten Königreich so einfach wie möglich zu gestalten, indem sie mich mit der Gegend und englische Gewohnheiten vertraut machten, jedoch war es in der ersten Zeit schwierig, Kontakte zu Gleichaltrigen zu knüpfen.
Als einige Wochen später mein Sprachkurs auf einem nahegelegenen College begann lernte ich jedoch eine Menge neue Leute kennen, die von überall auf der Welt kamen. Diesen Kurs besuchte ich zweimal wöchentlich. Da er am Vormittag stattfand, gab es auch kein Problem mit meiner Arbeit in der Familie - die Kinder wahren zu dieser Zeit soweiso in der Schule.
Nachdem ich endlich eine Menge neuer Kontakte knüpfen konnte, war meine Freizeit so gut wie ausgeplant. Unter der Woche, wenn die Kinder in der Schule waren, traf man sich oft zum Kaffee trinken, im Park oder zum shoppen. Etwas später begann ich mit einigen Freundinnen in dieser Zeit Sport zu treiben. Da ich viele Freunde hatte, die nicht deutsch waren, blieb zur Verständigung nur englisch übrig. An den Wochenenden erkundeten wir zunächst London und all seine Sehenswürdigkeiten. Die Stadt ist wunderschön aber auch verdammt groß. Auch bei anfänglichen Schwierigkeiten mit der Underground versuchten wir so viel wie möglich zu sehen - doch selbst 11 Monate waren eindeutig zu wenig Zeit um wirklich alles zu sehen, was interessant gewesen wäre.
Gab es ein langes Wochenende machte ich mit einigen Leuten auf Kurztrips durch Großbritannien. Unter Anderem fuhren wir nach Schottland, Brighton und Liverpool. An anderen Wochenenden machten wir Tagestrips nach Cambridge, Bath und besuchten Stonehenge. Diese Wochenenden waren zwar teuer und anstrengend aber das war es allemal wert und ist nur zu empfehlen! Es war mir sehr wichtig, auch etwas von dem Land gesehen zu haben, in dem ich fast ein Jahr meines Lebens verbrachte.
Die Agentur half mir nicht nur, von Deutschland aus meine Gastfamilie zu finden. Es gab organisierte Treffen, wo man andere Au Paris kennenlernen konnte. Außerdem gab es eine Website, auf der man ebenfalls nach anderen Au Pairs in der Umgebung suchen konnte. Auch als ich Probleme mit meiner ersten Familie hatte half mir die Agentur schnell und zuverlässig eine neue Familie zu finden, in der ich bis zum Ende meines Aufenthaltes leben und arbeiten konnte. Im Nachhinein bin ich froh darüber, mich damals für eine Vermittlung durch eine Agentur entschieden zu haben, denn dies bietet weitaus mehr Sicherheit als eine private Vermittlung. Auch wenn ich niemandem wünsche, davon Gebrauch machen zu müssen, ist die Agentur in Problemsituationen immer an eurer Seite und ihr seid nie auf euch allein gestellt.
Nach meinem Aufenthalt in einem anderen Land kann ich sagen, es ist auf jeden Fall eine Erfahrung wert! Ich habe tolle Menschen kennengelernt, die mir hoffentlich den Rest meines Lebens erhalten bleiben, ich habe eine Menge über mich selbst gelernt und herausgefunden, was ich für meine Zukunft will, ich konnte ein anderes Land entdecken und verschiedenen Kulturen kennenlernen und nicht zuletzt mein Englisch verbessern. Auch wenn es immer wieder Momente gab, in denen man es kaum abwarten konnte, wieder nach Hause zu fliegen, habe ich Großbritannien und meine Gastfamilie sowie meine Freunde dort nur schweren Herzens verlassen. Meine Zeit dort verging wie im Flug und ich denke gerne daran zurück. Es war für mich definitiv die richtige Entscheidung, nach der Schule ein Auslandsjahr zu machen, auch wenn es mich damals eine Menge Überwindung kostete. Ich freue mich jetzt bereits darauf, London, meine Freunde und die Familie bald wieder zu besuchen.
Ich hoffe der kleine Einblick in mein Leben in London konnte dir bei deiner Entscheidung weiterhelfen. Darum wünsche ich dir genug Mut, diesen Schritt auch zu gehen und eine wunderbare Erfahrung in einem anderen Land!
Wanda
