Das letzte Jahr gehört sicher zu den erfahrungsreichsten und intensivsten meines bisherigen Lebens. Es ist fast unmöglich das Erlebte in einem Wort zusammenzufassen. Als ich anfangs ankam verspürte ich das Ganze als verunsichernd: Sich in einem anderen Land zu befinden, wo ich keine Menschenseele kannte und rund um die Uhr eine fremde Sprache sprechen musste war ungewohnt.
Zum Glück hatten meine Gasteltern immer ein offenes Ohr und behandelten mich von Anfang an wie ein Teil der Familie. Auch die Kinder waren total süß, und die Ältere führte mich an meinem ersten Tag durch das ganze Haus und versicherte mir, dass sie mich schon jetzt liebe. Mit der Jüngeren hatte ich mehr Schwierigkeiten, da sie sich anfangs sehr zurückhaltend verhielt, was sich jedoch innerhalb zwei Wochen gab. Die Familie bewohnte ein Haus in London, in dem ich mich sehr wohlfühlte.
Ich arbeitete drei Tage in der Woche, den Rest hatte ich frei, was ich dazu nutzte Sprachunterricht zu nehmen wodurch ich einerseits meine Englischkenntnisse verbesserte, andererseits sehr viele nette Leute kennenlernte. Außerdem war in der Nachbarschaft noch ein anderes Aupair mit der ich mich sehr gut verstand und die meine engste Freundin in London wurde, was mir in vielerlei Hinsicht half. Außerdem wurde das Haus neben uns von einer netten deutschen Familie bewohnt, die sehr nett zu mir war und mich in den gelegentlichen Heimwehanfällen unterstützte.
Insgesamt hatte ich sehr viel Glück, ich hätte mir keine bessere Gastfamilie wünschen können (die Kinder vermisse ich wie verrückt), das Essen war mehr als passabel (Mein Gastvater hatte eine deutsche Mutter und mochte die Englische Küche nicht sonderlich), ich lernte nette Leute kennen und verbesserte ganz nebenbei mein Englisch gehörig. Obwohl ich mich eher aus Unschlüssigkeit davor was ich nach der Schule machen wollte für ein Aupairjahr beworben hatte, habe ich meine Entscheidung nicht bereut, denn ich halte es für sehr wertvoll nach der Schule noch etwas anderes zu sehen bevor man sich in ein übereiltes Studium stürzt. Ich bin während dem Jahr auf jeden Fall erwachsener geworden, und hatte Zeit mich auf das Studium vorzubereiten und mir genau zu überlegen was ich eigentlich machen will.
