Ich vermisse es jetzt schon
Nach 12 Jahren Schule hatte ich erst einmal genug vom ständigen Lernen und Mitschreiben, ich hatte Lust auf etwas Neues, ein kleines Abenteuer wenn man so will. Der Abschied von Freunden und Familie fiel natürlich schwer, aber die Aufregung überwog.
Ich hatte innerhalb von nur 5 Tagen eine Gastfamilie in Egham, Surrey, gefunden und, auf mein Bauchgefühl hörend, sofort zugesagt. Eine bessere Entscheidung hätte ich kaum treffen können.
Ich fühlte mich vom ersten Augenblick in diesem leicht chaotischen Haushalt Zuhause. Beide Jungs haben mich, wenn auch auf ihre eigene Weise, akzeptiert und versucht, mir das Leben in dieser neuen Umgebung so einfach wie möglich zu machen. Meine Gasteltern waren freundlich und hatten ein offenes Ohr für all meine Probleme, egal wie trivial sie waren.
Klar gab es Tage, die lang und anstrengend waren, und auch der eine oder andere Pfannkuchen flog mal durch die Luft, aber all das war es am Ende wert, denn ich weiß, dass ich immer einen Platz zum Bleiben habe, sollte ich mal wieder nach England kommen.
Unter der Woche blieb ich meistens in meinem kleinen verschlafenen Städtchen, traf mich mit Freunden oder ging zur Sprachschule am College, doch die Wochenenden nutzten wir um uns ein bisschen die Umgebung anzuschauen. Wir besuchten Windsor, Reading und zweimal auch Brighton, aber unser beliebtestes Reiseziel war London.
Ich habe mich augenblicklich in diese Stadt verliebt und habe so viele schöne Momente dort erlebt: Ich war in zwei Musicals, tanzen und in London kann man auch einfach stundenlang durch die Straßen laufen ohne sich zu langweilen. Eins meiner größten Highlights war aber mit Sicherheit mein Besuch in den Warner Brothers Studios, wo man sich das Set der Harry Potter Filme anschauen konnte. Ein Muss für alle Fans.
Dieses Jahr hat mich unglaublich weitergebracht, viel mehr als ich am Anfang vermutet hatte. Es hat mir geholfen, die schwierige Entscheidung um meine berufliche Zukunft zu treffen, aber besonders menschlich war es so bereichernd. Ich habe gelernt weltoffener und flexibler zu sein, genauso wie geduldiger und einfach generell entspannter. Von der sprachlichen Entwicklung ganz zu schweigen.
Ich habe dieses Jahr Freunde gefunden, mit denen ich eine Erfahrung teile, die schwer zu erklären und daher schwer nachzuvollziehen ist. Freunde aus anderen Ländern und Kulturen, die mir andere Bräuche und Lebenseinstellungen näher gebracht haben. Freunde, mit denen ich immer noch im Kontakte stehe und von denen ich hoffe sie bald wiederzusehen.
Mein Rat, für alle die sich überlegen ein Jahr als Au pair nach England zu gehen? Versucht es einfach. Es ist ein wunderschönes Land, mit unglaublich höflichen Menschen und regnen wird es auch nicht so oft, wie ihr vielleicht fürchtet.
Und auch wenn nicht alle Momente einfach sein werden, die Kinder mal anstrengend sind, so werdet ihr doch so viel über euch lernen und diese Erfahrungen unglaublich wertschätzen. Und mit etwas Glück lebt ihr auch bei einer Familie, bei der euch am meisten stört, dass die Milch ständig alle ist.