3 Monate, 1200 Fotos später und 4 Kilo Gepäck schwerer, bin ich nun wieder zurück in Deutschland. Meine Zeit in Frankreich hatte Höhen und Tiefen und trotzdem bereue ich es absolut nicht diesen Schritt gegangen zu sein.
Sprachen haben mich schon immer begeistert und seitdem ich während der Schulzeit vier Wochen bei einer Gastfamilie in Südfrankreich verbrachte, hatten es mir die französische Sprache und Kultur endgültig angetan! Nachdem die Gastfamilie Mitte April gefunden war, blieben mir noch gut 6 Wochen bis ich mich Ende Mai dann von Familie und Freunden verabschiedete und in den Flieger nach Bordeaux stieg. Dort angekommen wurde ich von meiner Gastfamilie abgeholt und wirklich freundlich empfangen.
Meine Wunschregion war Bordeaux und genau diese ist es dann auch geworden. Mein Gastfamilie bestand aus der Mutter, dem Vater und den beiden Söhnen, der eine 2 Jahre und der andere 6 Monate alt. Meine Situation war für ein Au Pair allerdings relativ ungewöhnlich, da die Mutter nicht gearbeitet hat und somit die meiste Zeit auch zuhause war. Der Vater hat sehr viel gearbeitet und war meistens nur zum Essen und Schlafen dort. Daher hat die Mutter sich Unterstützung gewünscht und so habe ich mich hauptsächlich um den Größeren gekümmert, während sie sich die meiste Zeit um das Baby gekümmert hat. Ein normaler Tag begann um acht Uhr morgens, ich habe den kleinen angezogen und mich dann bis zum Mittagessen mit ihm beschäftigt. Das hieß in der Regel drinnen oder draußen mit dem Ball, mit kleinen Spielzeugautos etc. zu spielen oder auch zu malen und zu kneten und ab und an ging es auch an den Strand. Nach dem gemeinsamen Essen mit der Mutter, haben die Kinder dann einen 2 bis 3stündigen Mittagsschlaf gemacht. In dieser Zeit hatte ich dann Zeit für mich und sobald er wach war, habe ich mich dann wieder um ihn gekümmert. Abends ging es vor dem Essen noch in die Badewanne und bald darauf dann auch ins Bett.
Besonders am Anfang hatte ich ein paar Zweifel, da es für mich aber auch für den Kleinen keine ganz einfache Situation war. Die Mutter war wirklich sehr nett und wir haben uns unglaublich gut verstanden. Aber der Kleine hat mit seinen 2 Jahren erstmal natürlich nicht verstanden, warum sich seine Mutter fast nur um seinen kleinen Bruder und nicht um ihn kümmert. Hinzu kam, dass er für 2 ½ nicht sonderlich gut gesprochen hat und insgesamt in seinem Verhalten eher auffällig war. Das war auf jeden Fall keine einfache Situation aber im Laufe der Zeit hat er mich ebenso in sein Herz geschlossen wie ich ihn in meins. Er hat mich des Öfteren an meine Grenzen gebracht aber ich glaube, dass ich genau aus diesen Situationen auch sehr viel über mich selbst gelernt habe und er fehlt mir trotz allem jetzt schon sehr!
Die erste Hälfte meiner Zeit dort, haben wir in einem kleinen Dorf eine Stunde von Bordeaux entfernt gewohnt. Danach sind wir ins Sommerhaus gezogen, welches direkt am Bassin d’Arcachon liegt. Die Zeit in dem kleinen Dorf war nicht immer einfach, da ich in dieser Zeit niemanden in der Nähe kennen gelernt habe und so an meinen freien Tagen (Samstag und Sonntag) immer alles allein unternommen habe. Mein großes Glück war dabei, dass ich ein Auto meiner Gastfamilie nach Absprache am Wochenende benutzen durfte und somit habe ich die Chance genutzt und mir viele wirklich wunderschöne Orte entlang der Atlantikküste angeschaut. Mein persönliches Highlight war eigentlich das Surfen. Nachdem ich einige Surfkurse an den freien Wochenenden gemacht hatte, war ich danach fast jedes Wochenende auf eigene Faust in einem Nachbarort surfen. Das hat mir nicht nur unglaublich viel Spaß gemacht, sondern auch Kraft gegeben.
Ich bin allerdings etwas enttäuscht, was den Kontakt zu anderen Au Pairs angeht. Mir wurden lediglich vier Email Adressen mitgeteilt, die teils leider nicht stimmten und nur durch Zufall, habe ich dann (ungefähr auf der Hälfte meines Aufenthalts) von einer Facebook-Gruppe mit zahlreichen Au Pairs in meiner Region erfahren, die regelmäßig ihre freien Tage zusammen verbrachten. Auch habe ich nur durch Zufall erfahren, dass es noch ein deutsches Au Pair in meiner Region gab, mit der ich mich dann mal getroffen habe und im Nachhinein über die Facebook Seite erfahren, dass es quasi im Nachbarort während der gesamten Zeit ein anderes Au Pair gab. Es waren einfach viele unglückliche Umstände, die besonders am Anfang, dazu geführt haben, dass ich mich schon sehr allein gefühlt habe. Aber auch aus diesen Situation lernt man und ich denke, dass es definitiv nicht jedem Au Pair so geht.
Abschließend gibt es jedoch noch eine Sache, die mir wirklich am Herzen liegt. Bereits an meinem zweiten Tag dort musste ich feststellen, dass die Eltern die Kinder körperlich Erziehen und zum Beispiel an den Haaren und Ohren des Kindes zogen, ihm einen Klaps auf den Po und ganz selten auch mal auf die Wange geben. In Frankreich ist das (LEIDER) immer noch gesetzlich erlaubt und darüber war ich mir vorher einfach nicht so bewusst. Ich durfte mir teilweise von dem Vater anhören, warum ich den Kleinen denn nicht zurück gehauen oder gebissen hätte, wenn dieser eben diese Dinge bei mir gemacht hat. Dass das Kind selbst auch anfängt zu hauen und körperlich zu reagieren war für mich logisch, die Eltern haben diesen Zusammenhang allerdings nicht so wirklich erkannt. Für mich war es absolut nicht einfach, mir mit anzusehen, wie ein Kind so behandelt wird und diese Erziehung ist in Frankreich definitiv kein Einzelfall! Die Mutter hatte glücklicherweise für meine komplett andere Einstellung und Ansicht zu dem Thema Verständnis und gab selbst zu, einfach nicht zu wissen, wie sie dem Kind sonst Grenzen aufzeigen soll. Ich bin mit dem Kleinen auch ohne diese fragwürdigen Erziehungsmaßnahmen gut klar gekommen aber besonders am Anfang hat der Kleine kaum eine Grenze akzeptiert, außer die, die er von seinen Eltern gewöhnt war.
Ich hoffe allen hiermit ein bisschen helfen zu können, die gerne als Au Pair nach Frankreich möchten! Ich kann es wirklich empfehlen und auch Multikultur würde ich nochmal für meinen Auslandsaufenthalt wählen. Diese drei Monate haben mich verändert, ich habe viel über mich selbst gelernt, in einer wirklich traumhaften Region gewohnt und unglaublich schöne Ort gesehen!
Ich wünsche allen, die etwas Ähnliches vorhaben ganz viel Kraft und Spaß. Genießt diese Zeit, für mich war es eine absolut bereichernde Erfahrung!
