Für mich war schon seit Jahren klar, dass ich nach der Schulzeit unbedingt in das Ausland muss um die Welt ein wenig zu erkunden. Mit viel Elan stieß ich nach dem Abitur auf „MultiKultur“ und entschied mich für die Bewerbung als Aupairmädchen in Frankreich. Zwar beherrschte ich die Sprache nicht perfekt, doch sie galt für mich als schönste Fremdsprache die man heutzutage erlernen kann. Nach einiger Wartezeit wurde es spannend, da sich noch immer keine Familie für mich gemeldet hatte.
Doch dann, auf einmal, kam ein Vorschlag aus Paris, der meine Zukunft schlagartig veränderte. Da mir die Gastfamilie auf Anhieb zusagte folgte bald das erste Telefongespräch und im September die Abreise in die (für mich) schönste Stadt der Welt. Von dort an lebte ich im 16. Arrondissement, einem der teuersten Wohnviertel.
Mein neuer Alltag bestand darin, mich um drei wundervolle Kinder zu kümmern. Das kleine Mädchen wurde im Januar zwei Jahre alt, die beiden Jungs von 5 und 8 Jahren gehen in eine Privatschule die nur wenige Meter von dem Appartement entfernt liegt. Meine Arbeitszeiten sahen jeden Tag anders aus, montags, mittwochs und donnerstags aßen die Kinder am Mittag zu Hause, jeden Dienstag und Freitag in der Kantine. So fing ich meistens schon am Vormittag an um die kleine Sixtine ein wenig zu unterhalten und danach die Jungs von der Schule abzuholen. Am späten Nachmittag gingen wir gelegentlich mit einigen Freunden aus der Klasse in den Park. Ich lebte in dem Haus vier Stockwerke über meiner Gastfamilie, von wo aus ich einen wundervollen Blick auf den Eiffelturm hatte, der bei mir gleich um die Ecke war. Zugegeben war der Anfang schwer, da sich das Pariser Leben in vielen Punkten von dem Deutschen unterscheidet. Nach wenigen Wochen kehrte aber Routine ein, so dass die Familie und die Umgebung, ein Teil von mir wurde.
Auch die Sprachschule, zu der ich 3 Mal in der Woche ging, kam Ende September dazu. Dort lernte ich viele liebenswürdige Leute kennen, die ich heute zu meinen besten Freunden zählen kann. Zusammen gingen wir auf Erkundungstour. Sobald wir Freizeit hatten, trafen wir uns mitten in der Stadt um ein neues Viertel zu entdecken. Als Kunst- und Kulturliebhaber genoss ich jeden einzelnen Tag. Jeden Abend ging ich zu Bett und war fasziniert von all den Sachen die ich mal wieder erlebt hatte, sei es in der Stadt oder in der Familie.
Nach acht Monaten war es schließlich Zeit zu gehen. Der Abschied von der Familie als auch von den neu gewonnenen Freunden fiel mir sehr schwer. Im Endeffekt kann ich sagen, dass sich dort drüben, mitten in Frankreich, eine ganz neue, andere Heimat für mich aufgebaut hat. Ohne Frage werde ich erneut in die Stadt gehen, sei es als Urlaub, im Studium oder sogar später im Berufsleben. Paris, mon amour!
