Nach einem FSJ, bei dem ich die meiste Zeit im Büro verbracht habe, hatte ich das Gefühl, ich muss nochmal raus – die Welt sehen. Nachdem ich mich über zahlreiche Freiwilligenprogramme informiert hatte, habe ich mich aus Abenteuerlust heraus schließlich für das mir unbekannteste Land entschieden: Laos.

Die Zweifel  und Unsicherheiten, die ich vor meiner Reise doch noch aufkamen, waren alle vergessen als ich am Flughafen von der Partnerorganisation begrüßt wurde. Die Laoten sind ein wirklich herzliches Volk und empfangen jeden gerne in ihrer Mitte. Sie freuen sich riesig über das Interesse an ihrer Kultur und beantworten alle Fragen mit Begeisterung. Egal ob in der Großstadt oder auf dem Land, ich wurde überall mit offenen Armen empfangen. Man muss allerdings darauf vorbereitet sein, dass man, gerade in den ländlichen Gebieten, oft sehr überrascht von den Einheimischen angeschaut wird. Es fahren eben doch nicht jeden Tag ein paar weiße Europäer mit Fahrrädern an ihrer Haustür vorbei. Was ich extrem bewundernswert finde, ist die Zufriedenheit der Laoten. Sie leben jeden Tag wie er kommt und sind auch mit kleinen Dingen sehr zufrieden. Sie haben (außer einem Motorroller) nicht viel, brauchen das aber auch nicht. Das ist eine sehr beruhigende Einstellung, die einen einfach mal durchatmen und den Moment genießen lässt.

Natürlich sollte man sich an die Gewohnheiten der laotischen Kultur anpassen, man sollte die Laoten jedoch nicht unterschätzen, wenn es um ihre Weltoffenheit geht. Obwohl es sich die meisten nicht leisten können nach Europa zu reisen, wissen sie doch sehr viel darüber. Einmal verbrachten wir einen ganzen Abend in einer Gruppe von Europäern und Laoten damit, uns Bilder von Großstädten anzuschauen und Geschichten auszutauschen. Einige der Laoten erzählten uns dabei wie sie sich Paris, Berlin oder Rom vorstellten und lauschten zur Abwechslung ganz gespannt unseren Erzählungen. Ein anderes Mal besuchten wir einen Tempel, wo ich wie gewohnt lange Kleidung trug. Da uns die Tempelbesichtigung und der anschließende Meditationskurs so gut gefielen, machten wir zum Abschluss ein Foto mit unserem netten Gastgeber. Dieses Foto gefiel dem Mönch selbst so gut, dass er direkt als neues Facebook-Profilbild hochlud!

Dank eines eintägigen Crashkurses in Laotisch konnte ich auch ein paar wenige Floskeln, wie „bitte“, „danke“ und „wie viel kostet das?“. Diese habe ich dann natürlich auch direkt  im Supermarkt höchst motiviert angewendet. Als dann jedoch ebenfalls auf Laotisch die Antwort kam, wusste ich nicht mehr weiter und ich musste auf Englisch nachhaken. Das hat manchmal prima funktioniert und ich konnte die köstlichen Früchte vom Markt mit nach Hause nehmen. Nicht selten jedoch trifft man auf Laoten, die nur sehr wenig oder gar kein Englisch sprechen.

Hierzu eine kleine Anekdote:
Um von meiner Orientierungswoche hin zu meinem eigentlichen Projekt zu gelangen, musste ich den Bus nehmen. Nach der 8-stündigen Busfahrt mit etlichen Pausen, die der Busfahrer eingelegt hat um jeglichen Freunden oder Verwandten etwas vorbeizubringen oder manchmal auch nur hallo zu sagen, kamen wir endlich an unserer Zielstation an. Jedoch wartete dort niemand auf mich, um mich abzuholen. Da ich die Mitarbeiter vom Projekt selber nicht erreichen konnte, musste ich meinen 10 laotischen Mitfahrern irgendwie zu verstehen geben, dass ich in ein Elefantenreservat mitten im Wald möchte. Leider sprach keiner von ihnen ein einziges Wort Englisch. Ich ja hingegen ein paar Worte laotisch. Nachdem ich das Wort „Sang“ (Elefant) auf etliche Weisen betont und mit meinen Armen einen Elefantenrüssel nachgeahmt hatte, konnte der Busfahrer verstehen wo ich hinwollte und hat mein Projekt angerufen. Als ich mich überschwänglich mit „kop jai lai lai“ (vielen vielen Dank) bedankt habe, waren alle sogar echt beeindruckt von meinen Sprachkenntnissen.

Neben zahlreichen Tempeln hat Laos vor allem unendlich viel Natur zu bieten. Als ich mit dem Flugzeug ankam habe ich von weit und breit nur Grün gesehen, kein einziges Bauwerk hat durch die Baumwipfel geguckt. Ich habe eine Woche mitten in diesem Grün verbracht – in einem Elefantenprojekt in der Nähe von Sayaboury. Hier habe ich komplett nach der Natur gelebt: Man steht auf, wenn es hell wird und geht schlafen wenn es dunkel wird (auch wenn das schon um 7 Uhr ist). Wenn gutes Wetter ist, kann man im Wald arbeiten, wenn es regnet, muss man eben ins Gewächshaus gehen. Bei diesem Projekt habe ich auch die Namensgeber des Landes besser kennengelernt: die Elefanten. Laos hieß nämlich ursprünglich Lan Xang, was „millionen Elefanten“ bedeutet.
Was die Laoten in Bezug auf ihre traumhafte Natur allerdings noch lernen müssen, ist ihr Umgang damit. Ich habe leider noch viel zu oft beobachtet, wie Müll beispielsweise aus dem Busfenster geworfen wird.
Alles in allem habe ich in meiner  Zeit in Laos unglaublich viel gelernt und würde die Reise immer wieder machen!

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