... kam mehr oder weniger völlig unvorhergesehen. Nach 2 Semestern Jura-Studium in Deutschland hatte ich davon wirklich genug und war ziemlich ratlos, was meine weitere Zukunft betraf. Um mir darüber klar zu werden, was ich jetzt eigentlich mit meinem Leben anfangen wollte, brauchte ich eine Auszeit und neue Anregungen.
Der Gedanke, mal für längere Zeit in England zu leben war für mich immer ein Traum gewesen, der jetzt plötzlich nicht mehr so unrealistisch erschien-ich hatte Erfahrung im Umgang mit Kindern, war bereit, von zu Hause wegzugehen und musste vor allem einen Weg fnden, mich in diesem "Selbstfindungsjahr" finanziell über Wasser zu halten.
Innerhalb kürzester Zeit hatte ich Angebote von diversen Familien in Großbritannien, war allerdings ziemlich auf London fixiert, und deshalb entschied ich mich für eine Familie mit 2 Kindern (Gorim, damals 8, und Riamwy, damals 6) in Kingston-upon-Thames, einem wunderschönen Vorort mit direkter Verbindung zur City.
Ich muß zugeben, ich hatte mir alles ein wenig einacher vorgestellt, als es letztendlich war, die Kinder waren anfangs eher skeptisch (ich war immerhin schon ihr 7. Aupair) und vollkommen auf ihre Eltern fixiert, die als Firmeninhaber jedoch extrem wenig Zeit mit ihnen verbringen konnten. Ich habe ziemlich schnell bemerkt, wie sehr die Kinder unter der Situation leiden und mußte festestellen, daß es weniger an mir lag, daß die beiden mich nicht voll akeptierten, sondern mehr daran, daß sie ihre Eltern vermißten.
Es hat gut 8 Wochen gedauert, bis wir uns arrangiert hatten, und in dieser Zeit war ich mehr als 1mal nahe dran, wieder alles hinzuschmeißen. Mit der Zeit wurden die Kinder allerdings viel umgänglicher und sie wuchsen mir richtig ans Herz. Auch was die Sprache betrifft, hatte ich mir mehr erwartet.Mein Schul-Englisch war durchaus anständig gewesen und ich konnte mich von Anfang an gut verständigen.
Obwohl ich anfangs 2x pro Woche ins College ging, machte ich allerdings nicht die Riesen-Fortschritte, von denen ich geträumt hatte, und ehrlich gesagt, den anderen Aupairs ging's da nicht viel anders-von wegen 1 Jahr in England und dein Englisch ist perfekt-ganz so ist es dann auch wieder nicht, man stößt noch oft genug an seine Grenzen! Mein Aupair-Jahr war voller Höhen und Tiefen, oft genug hab' ich mich nach Hause zurück gewünscht, aber die Vorstellung, England ganz den Rücken zu kehren, war noch viel grausamer, ich hatte mich zu sehr in London verliebt!
Deswegen entschied ich mich kurzerhand, mich für 6 Unis in England zu bewerben, unter anderem auch in Kingston, für Media&Cultural Studies, einen Kurs, den ich unbedingt studieren wollte und der in Deutschland nur an ganz wenigen Unis mit utopischen NC's angeboten wird.
Von den 6 Bewerbungen bekam ich 3 Zusagen, eine davon aus Kingston und damit war die Entscheidung gefallen-3 weitere Jahre in London! Ich bin jetzt seit über 2 Jahren hier in England und habe 3 Semester hier studiert und muß sagen, ich habe keinen Schritt, den ich gegangen bin bereut! Der Weg den ich gewählt habe ist auf jeden Fall nicht der einfachste, die Entscheidung, ganz alleine in ein fremdes Land zu ziehen und dort zu arbeiten/studieren eine enorme!
Ich habe viele Aupairs kennengelernt, vor nach und während meines eigenen Aufenthalts...die allerwenigsten würden uneingeschränkt anderen empfehlen, es auch zu tun, oder sagen, alles war super, Familie toll, Job toll, usw. Allerdings jede einzelne die ich kennengelernt habe, sagt, dass sie die Erfahrungen als Aupair nicht missen möchte.
Die vielen Herausforderungen, die das Aupair-Jahr mit sich gebracht hat, haben mich unheimlich stark und selbstbewußt gemacht, ich bin persönlich so viel weiter als vor 2 Jahren und sehr froh, wie die Dinge sich entwickelt haben. Dies soll kein Negativ-Bericht sein, ich will niemandem abraten, Aupair zu machen oder einen ähnlichen Weg zu gehen. Ich finde nur, daß das Aupair-Leben oftmals etwas verherrlicht dargestellt wird, es ist in den seltesten Fällen einfach mit den Kindern/der Familie, man muß viel von sich selbst aufgeben, weil man schließlich bei Fremden "zu Gast" ist (ich habe nie jemanden getroffen, der sich wirklich als "part of the family" gefühlt hat) und auch nach über 2 Jahren Aufenthalt in England ist Englisch nicht meine 1.Sprache (DEnglish vielleicht schon eher:)!
Was ich jedem, der Aupair machen möchte empfehlen würde (und bei englischen Agenturen ist das sogar absolut üblich!) ist, sich mit dem vorhergehenden Aupair (falls da eines ist) länger zu unterhalten,möglichst viel über die Gewohnheiten der Familie und über die Kinder herauszufinden, weil das kann einem böse Überraschungen ersparen und vielleicht kann an ja auch ein paar nützliche Tipps mitnehmen! Ebenfalls würde ich mich erkundigen, ob in der Gegend wo die Familie wohnt noch viele andere Aupairs sind (das war in Kingston der Fall) beziehungsweise ob eine Sprachschule in der Nähe ist, wo man Leute kennenlernen kann, schließlich verbingt man die meiste Zeit seines Tages mit den Kindern daheim, da trifft man eher wenig potentielle Freunde/innen. Last but not least: Ich wünsche jedem, der sich dazu entschließt ins Ausland zu gehen, viel Glück und Erfolg damit-seid stark: IT'S WORTH IT! :-) Kathrin