Au-Pair sein ist aber auch sehr anstrengend. Es gehört eben nicht nur das Organisatorische hinzu, sondern auch das Soziale. Und da können 11 Monate sehr hart sein. Und wenn man vorher nicht weiß, was auf einen zukommen kann, ist es ein extremer Sprung ins kalte Wasser. In meinem Fall hatte ich Probleme mit der Gastmutter (der Gastvater war selten zu Hause). Wenn ich heute zurückblicke, frage ich mich, weshalb ich nicht die Familie gewechselt habe. Aber als ich damals in der Situation steckte, war es anders.
Am Anfang war sie sehr nett, ich wurde mit in die Familie eingebunden, sie hat mir alles freundlich erklärt, war nachsichtig, wenn es Probleme mit der Sprache gab und auch privat hatten wir uns gut verstanden. Doch dann fingen ihre Launen an, den einen Tag war sie freundlich, offen und für Gespräche immer zu haben, den anderen Tag wurde jedes von mir begonnene Gespräch sobald wie möglich beendet. Ich war zwar traurig, aber ich hab versucht sie zu verstehen, da sie als angehende Lehrerin mitten in ihren Prüfungen stand, viel gearbeitet hat, eine undisziplinierte Klasse hatte und wenig ausspannen konnte. Doch leider gingen auch nach den Prüfungen (Mitte Dezember) ihre Launen nicht weg.
Dennoch hatte man sich mehr und mehr an die Lebensweise, des Akzeptierens und Abwartens, gewöhnt. Aber man fing auch an, nachzudenken, wieso, weshalb, warum. Eine Situation ist nie eskaliert, aber das miteinander leben wurde immer kühler und neutraler. Mittlerweile ging es in den Frühling und somit bald zum Sommer. Und da wurden mir Fehler klar, die ich hätte vermeiden können. Und dazu gehört zum Beispiel, dass man nicht abwarten soll, wie ich es getan habe, sondern auch schon im kleinsten Detail das Gespräch suchen sollte. Denn je länger man ein noch so kleines Problem vor sich her schiebt, desto größer wird es. Auch wurde mir klar, dass ich mit viel zu viel Träumen nach England gegangen bin und mir nicht wirklich bewusst war, was auf mich zu kam. Somit ist niemals garantiert, dass man als Familienmitglied aufgenommen wird. Klar, es ist auch schwer, Arbeitgeber ?
Arbeitnehmerverhältnis (denn so ist es halt als Au-Pair) auch privat gut zu pflegen. Man könnte jetzt sagen, es ist wie in einer WG, aber in einer WG haben alle Mitbewohner das Sagen, als Au-Pair hat man nur hinzunehmen oder man sollte darum bitten, dass sich etwas verändert. Aber bestimmen kann man nichts (wie in einer WG). Auch ist das Verhältnis Mutter-Kind schwieriger. Man sollte sich bewusst machen, dass die Mutter immer unbewusst in einem Konkurrenzkampf mit einem Au-Pair steht. Denn Kinder sind ehrlich und sagen auch mal, ?du bist cooler als ...? oder es reicht auch nur aus, wenn ein Kind in Gegenwart der Mutter und des Au-Pairs sagt, man will nicht, dass das Au-Pair geht. Aber Kinder müssen nicht unbedingt etwas sagen. Es reicht, wenn die Mutter ein schlechtes Gewissen hat, weil sie nicht jede Phase ihres Kindes mitbekommen kann, weil sie beruflich eingespannt ist. Und dann wächst die Angst, dass die Kinder ja zu viel Bindung zum Aupair haben könnten. So kam es mir jedenfalls zum Ende hin vor, als ich mich von der Familie mehr und mehr ausgeschlossen fühlte.
Von der englischen Agentur bin eher enttäuscht, da sie sich nicht wirklich mit meinen Problemen beschäftigt hat. Doch es hat mich sehr gefreut, dass sich MultiKultur immer wieder regelmäßig gemeldet hat und auf alle Emails (ob Sorge oder Freude) sehr schnell positiv geantwortet hat.
Trotz all dem Kummer mit meiner Gastmutter habe ich das Jahr in England genossen. Ich habe viele Freunde kennengelernt, meine Sprache hat sich deutlich verbessert und ich habe gelernt, das Land zu lieben und würde auch gerne dorthin zurückkehren. Doch ich weiß, dass mich die Zeit als Au-Pair sehr abgehärtet hat, ich habe lernen müssen, Dinge hinzunehmen und negative Situationen durchzustehen. Dabei haben mir Freunde und auch die Kinder (unbewussterweise, ich habe ihnen nie etwas von meinen Problemen erzählt) sehr geholfen. Deshalb rate ich allen zukünftigen Au-Pairs, sich bewusst zu machen, dass es zwar viele schöne Momente als Au-Pair gibt, aber das ganze auch kein Zuckerschlecken ist und man viel Charakterstärke (sehr viel) und Mut beweisen muss, diesen Schritt zu wählen. Denn entweder reift man als Au-Pair oder es kann einen auch zerbrechen.
Aufgrund von BREXIT sind z.Z. keine AuPair Aufenthalte in GB möglich
Nach dem Austritt von Großbritannien aus der EU gibt es leider kein Visum, das jungen Menschen einen legalen Au Pair Aufenthalt in GB/Schottland ermöglicht.
Wir stehen mit verschiedenen Ministerien, Abgeordneten in Kontakt und versuchen diese auf das Problem der jungen Menschen zu sensibilisier und eine baldige Lösung herbeizuführen. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir jedoch nicht abschätzen, wann Au Pair Aufenthalte in GB wieder möglich sein werden.
Wenn du noch in diesem Jahr ins Ausland gehen möchtest, empfehlen wir dir Au Pair Aufenthalte in Spanien oder Frankreich.
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Erfahrungsbericht Au Pair in England von Carina
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