Die Idee ins Ausland zu gehen, kam bei mir relativ spontan. Nachdem der Ablehnungsbescheid meiner Lieblingsuniversität eintrudelte, entschloss ich kurzerhand noch ein Jahr zu warten, um meine Chancen auf einen Studienplatz an der Universität durch Wartesemester zu erhöhen. Da meine beste Freundin im selben Jahr für 9 Monate als Au pair nach Australien gegangen ist, hatte ich schon viele Informationen über Au pair Aufenthalte von ihr erhalten. Ich habe mich trotzdem nochmal selbst genauer darüber informiert und für mich festgestellt, dass es genau das Richtige ist, um ein Jahr zu überbrücken.
Bei der Entscheidung über das Land war schnell klar, dass es England oder Irland werden soll, weil es relativ nah an Deutschland ist und für mich eine Art „Sicherheit“ darstellte. Durch weitere Freunde bin ich dann auf die Organisation Multikultur gestoßen, die mir bei der ausführlichen Bewerbung, der Findung einer Familie und auch in der Zeit im Ausland sehr geholfen hat. Ohne über große Abschiede und Ängste (bzgl. Heimweh, anderer Kultur, andere Sprache) nachdenken zu können, war auch schon der große Tag für mich gekommen, mit meinen vollgepackten Koffern mich am Flughafen vorerst von meiner Familie und meinen Freunden zu verabschieden und den für mich damals riesigen Schritt zu wagen, alleine ins Ausland zu fliegen. Mit dem Gedanken, dass ich nach 2-3 Monaten abbreche, weil ich viel zu schüchtern wäre und ohne meine Familie und Freunde gar nicht leben könne, bin ich in das Flugzeug eingestiegen.
Anders als erwartet kam dann die Aufregung, aber auch die Spannung und der Gedanke an das Abbrechen war völlig verflogen und erschien danach auch nie wieder. Nach einem recht angenehmen Flug wurde ich in meinem neuen Zuhause in England sofort herzlich begrüßt und sehr lieb aufgenommen, ich hatte mein Zimmer gleich eingeräumt und versucht mich mit meinem gebrochenen Englisch mit meiner Gastfamilie zu unterhalten. Sie hatte mir somit einen guten Start in dem zunächst neuen Land gegeben und mir auch bei der Findung neuer Freunde/ anderer Au pairs geholfen. Gleich die ersten Wochen konnte ich eine gute Beziehung zu meiner Gastfamilie, besonders aber zu meinen Gastkindern (2Jahre und 9Jahre alt) aufbauen. Sie haben mich dabei unterstützt, mich in den geregelten Tagesablauf einzufinden, die Regeln zu verstehen, den Tagesplan im Kopf zu behalten. Aber es hat auch nicht lange gedauert, bis ich erste Freunde und danach noch viele weitere gefunden hatte. So nach dem Motto „Der kennt den und der kennt wiederum andere, die man selbst auch kennenlernt…Soeine Art Kette, in der es unmöglich ist, keinen kennenzulernen!“
Und so vergingen die Wochen doch sehr schnell, bis ich mich an alles gewöhnt hatte. Leider ist bei mir nach 3 Monaten genau das eingetroffen, was ich vorher schon befürchtet hatte. Das Heimweh. Das Fehlen der Familie und der Freunde, vor allem aber auch dieses geschützte Umfeld, was vorher so selbstverständlich für einen war, hatte in England gefehlt. Eine Freundin hatte mir geraten, einfach öfters zu skypen, telefonieren oder einfach auch nur zu schreiben und das war letztendlich auch die Lösung für mein Problem. Ich hatte das Gefühl, dass ich gar nicht so weit weg von ihnen bin und so war mein Heimweh ab diesen 3 Monaten bis zum Ende meines Au Pair Aufenthaltes komplett verschwunden. Insgesamt habe ich 8 Monate in England verbracht, wobei es gefühlt bloß 3-4 Monate waren. Denn die Zeit, man glaubt es nicht, wenn man von 8 Monaten redet, vergeht wie im Flug. Ich konnte in diesen wundervollen Monaten so viel erleben, sehen, neues kennenlernen, aber auch auf tolle Menschen aus aller Welt treffen.
Was mich besonders fasziniert hat, ist die Tatsache, dass ich acht Monate in England gewohnt und mich nicht als Tourist dort aufgehalten habe. Ich konnte in dieser Zeit aber auch zwei super süße Kinder betreuen, die zwar nicht immer super lieb waren und mich manchmal lange Diskussionen gekostet haben, aber alles in allem, meine Zeit noch abrundeten. Der Abschied viel mir dann umso schwerer, gerade weil man sich in so einer für mich kurzen Zeit ein komplett neues Leben in einem neuen Land aufgebaut hat und genau dieses Leben verlassen musste.
Schweren Herzens habe ich mich nach 8 Monaten von England verabschiedet und bin etwas durcheinander oder auch verwirrt zu Hause wieder angekommen. Ich bin sehr froh, dass meine Familie und meine Freunde mir meinen Einstieg in Deutschland erleichtert haben und ich mich so in kürzester Zeit super einleben konnte.
Abschließend kann ich sagen, dass es wohl die aufregendste und schönste Zeit meines Lebens war, obwohl man vielleicht gar nicht daran denkt, wenn man kurz davor steht, ins Ausland zu gehen.
Ich habe tolle neue Erfahrungen gemacht, die ich für mein ganzes Leben gebrauchen kann. Deswegen kann ich nur jedem empfehlen, der darüber nachdenkt, einen Auslandsaufenthalt zu machen, diesen großen Schritt zu gehen, denn am Ende ist der große Schritt gar nicht so groß wie er erst erscheint, sondern bringt eine Menge toller Erlebnisse mit sich!