Der Flug verlief so reibungslos, dass ich am Ende 10 Minuten zu früh in der Empfangshalle von Terminal 1 in Heathrow stand, dem entsprechend war noch niemand da, der mir von Bildern bekannt erscheinen könnte.
Im Flugzeug war ich nervlich noch am Ende, aber als ich in Heathrow stand, umgeben von englisch sprechenden fremden Menschen, hab ich mich richtig entspannt. Sie kamen pünktlich, die 2 Kinder (ein Mädchen jetzt 10 Jahre alt und ein Junge jetzt 12 Jahre alt) und mein Gastvater und zusammen sind wir dann nach Hook, was in der Nähe von Basingstoke liegt, gefahren. Zuhause angekommen, lernte ich meine Gastmutter kennen, sowie eine zwar sehr süße aber etwas zu dicke Katze. Mir wurden einmal sämtliche Räumlichkeiten gezeigt, dieser Rundgang endete in meinem neuen Zimmer, welches, sehr zu meiner Freude, ein eigenes kleines Badezimmer besitzt.
Die ersten Tage waren sehr angenehm, und mir war klar, dass ich zwar noch etwas Zeit brauchen würde, mich aber dort sehr wohlfühlen könnte.
Während dieser ersten Tage wurde ich mit zu den Paralympics genommen (super Tag in London, aber erschlagen von Eindrücken), ich wurde zur Sprachschule eskortiert um mich in einen Sprachkurs einzuschreiben und man hat mir geholfen eine englische Prepaid Karte zu kaufen, sowie ein Bankkonto zu eröffnen, alles in allem war ich nach 4 Tagen für ein Leben in England ausgestattet.
Am fünften Tag hab ich dann zum ersten Mal wirklich gearbeitet, und es verlief (bis auf einmal verlaufen) wirklich gut. Zu meinen Aufgaben gehörte, neben etwa 3 Stunden Hausarbeit und Kinder Wäsche waschen, das Mädchen Morgends zur Schule zu bringen und Nachmittags abzuholen und zu kochen. Ich hab sie also jeden Morgen (Mo-Fr) um 8.40 zur Schule gebracht und um 15.20 wieder abgeholt um 17.30 (etwa) wurde gegessen und um ca. 18 Uhr sollte einer meiner Gasteltern zurück sein. Je nach Laune der Kinder haben wir teilweise bis 19~20 Uhr gespielt (im Sommer länger als im Winter), aber da die beiden Freunde in der Nachbarschaft haben, konnten sie sich extrem gut selber beschäftigen und ich musste häufig nur da sein.
Nach drei Monaten hatte ich Alltag, einen sehr guten Draht zu den Kindern und vor Allem Freunde, oder sowas wie Freunde. Auch mein Englisch hat sich unheimlich verbessert, während ich mich am Anfang noch selber geärgert hatte, wenn mir Wörter, die eigentlich bekannt waren nicht einfielen, konnte ich mich jetzt problemlos verständlich machen. Über Weihnachten war ich zu Hause und danach ist die Zeit mir einfach nur noch davon gerannt. Am Ende hatte ich ein zweites Zuhause und Freunde gefunden.
Im Gegensatz zu allen Befürchtungen habe ich das englische Essen als nicht schlimmer oder besser als das Essen anderer Länder empfunden. Das Brot ist sehr weiß und ich mag keinen Fisch aber ich würde französisches essen auch nicht als schlecht bezeichnen, nur weil ich weder Frosch noch Schnecke esse.
Das Heimweh ist, Gott sei Dank, ausgeblieben, ich habe zwar Familie und Freunde vermisst aber Facebook und Email haben mir die Möglichkeit geboten Kontakte schnell und einfach aufrecht zu erhalten. Außerdem hat mich meine Gastfamilie direkt ein Gefühl von Heimat gegeben, was mir wahrscheinlich auch sehr geholfen hat.
Ich hab einen sehr guten Einblick in eine andere Kultur, in ein anderes Leben bekommen, und das ist einfach unbezahlbar.