Wie gut kann ich mich an den Tag zurück erinnern, an dem ich mein Abenteuer "Aupair" gestartet habe. Nichts erwartend und völlig verträumt saß ich im Flugzeug, stellte mir vor, wie meine Familie in "real" sei, wie die Kinder auf mich reagieren würden und wie schnell ich Jersey als mein neues Zuhause nennen könnte. Als ich mit meinen viel zu vielen Taschen und Koffern unbeholfen am kleinsten Flughafen, den man sich nur vorstellen kann, verloren nach meiner Gastfamilie ausschaute, musste ich nicht lange warten, bis ein kleines Mädchen auf mich zu rannte und mich in den Arm schloss.
Es hat nicht lange gedauert, bis ich "meine" Kinder ins Herz geschlossen habe. Nichtsdestotrotz muss ich zugeben, dass meine ersten Wochen im Ausland sehr hart waren. 6 Wochen Sommerferien, 10 Stunden am Tag mit zwei kleinen Kindern ist einfach nur extrem anstrengend gewesen. Schnell muss man sich an ständige Diskussionen und Streitereien gewöhnen - der Geräuschpegel ist generell immer sehr hoch (auch Sonntagmorgens, wenn man nach einer langen Partynacht einfach nur ausschlafen will... ;).
Zum Glück habe ich sehr schnell Anschluss gefunden und neue Leute from all over the world kennengelernt. Egal ob die anderen Aupairs aus Schweden, Tschechien oder Spanien kamen-man teilt ähnliche Erfahrungen und wächst mit der Zeit zusammen. Ich hätte mir die Zeit im Nachhinein nicht ohne meine zwei deutschen Freundinnen vorstellen können, die mir bei Problemen immer zur Seite standen und mich ermutigt haben, wenn es mir schlecht ging...
Interessanterweise haben meine eigentlichen Erwartungen, nämlich mein Englisch zu verbessern und mal "etwas neues, aufregendes" zu machen, schnell an Bedeutung abgenommen. Nicht dass es mir nicht mehr wichtig war,aber mit der Zeit gewinnen andere Dinge Priorität. Wenn ich auf die letzten Monate zurück blicke, steht meine persönliche Entwicklung im Vordergrund. Als quasi "Ersatzmama" lernt man schnell Verantwortung zu übernehmen und eigenständige Entscheidungen zu fällen. Die Tatsache, dass man in einem fremden Land ist und eine andere Sprache spricht, macht es dann auch nicht gerade leichter...
Oft habe ich mich auch alleine gefühlt, habe mich gefragt, ob das alles das "Richtige" sei und ob es nicht einfacher gehen könnte.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass der einfachste Weg nicht immer der beste ist. Auch wenn ich das ein oder andere Low hatte und kurz davor war, meine Koffer zu packen und nach Hause zu gehen – ich bin froh, dass ich nicht zu "schwach" geworden bin und es durchgezogen habe.
An dieser Stelle muss man natürlich hinzufügen, dass die Familie, in der man lebt, eine sehr große Rolle spielt. Obwohl ich das ein oder andere Mal ein ernsteres Gespräch mit meiner Hostmum hatte oder wir ein paar Konflikte hatten – es gab nie einen Moment, in dem ich mich nur als Angestellte gefühlt habe. Eine weitere Sache, die superwichtig für ein gemeinsames Arbeits – und Privatsleben ist, war die Kommunikation. Wenn es mir schlecht ging oder ich ein Problem hatte, war meine erste Anlaufstelle meine Gastmutter. Obwohl die ersten Wochen/Monate nicht immer reibungslos abgelaufen sind, haben lange Gespräche und gemeinsame Unternehmungen doch sehr dazu beigetragen, die Situation zu verbessern...
Ich konnte aus dieser Zeit so viele Erfahrungen mitnehmen, die ich nirgendwo anders hätte machen können. Umso trauriger ist es am Ende, wenn es heißt "bye bye Britain..."