Ich persönlich würde meine Zeit im Ausland als vollen Erfolg bezeichnen. Zehn Monate konnte ich das Leben in England erfahren und natürlich gab es dabei auch seine „Ups and Downs“. Jetzt blicke ich auf meine Erlebnisse zurück und bereue nicht dieses Abenteuer gewagt zu haben.
Gelebt habe ich in Twickenham, London bei einer netten Familie mit drei Kindern (1 Sohn, 2 Töchter) und einer Katze, in einem Zweifamiliehaus direkt vor einer großen Spielwiese. Die Gegend dort kann als Vorstadt bezeichnet werde. Doch auch das kann sehr angenehm sein und die öffentlichen Verkehrsmittel in London funktionieren super! Die Wege zu Schule, Kindergarten, Shops, Bus und Bahn sind nicht weit und trotzdem weniger gefährlich als in London-City.
Meine Aufgabe bestand darin von Montag bis Freitag die beiden Mädchen (4, Zwillinge) um 12 Uhr vom Kindergarten um die Ecke abzuholen, ca. 8 Minuten Fußweg. Dort versammelten sich alle Eltern vor den Pforten und warteten darauf, dass ihr Kind herausgerufen wird. Ein ungewohntes Bild für mich, da ich schon vom frühen Kindesalter an mit dem Schulbus selbstständig nach Hause fahren musste.
Wieder zu Hause angekommen bereitete ich Lunch zu. Häufig habe ich gekocht, da ich das aus meiner Familie so kenne, dass es mittags etwas Warmes gibt. Für die Engländer reicht aber auch ein simples Sandwich. Meine „Kinder“ haben sich aber nie beschwert. ;) Nach dem Mittagessen hatten wir dann bis 5 Uhr Zeit uns frei zu beschäftigen. D.h. es wurde gespielt (auf dem Spielplatz, im Garten oder drinnen; immer beaufsichtigt – die Engländer sind da sehr ängstlich), gemalt, TV geschaut, gebacken, gebastelt, Trampolin gesprungen, oder verkleidet. An manchen Tagen gab es feste Aktivitäten, wie Storytelling oder Ballett. Auch Spielverabredungen mit anderen Aupairs wurden hin und wieder organisiert. Das war eine nette Abwechslung zum manchmal öden Alltag.
Um den Sohn der Familie habe ich mich nicht kümmern müssen. Und ab 5 Uhr war die Mutter wieder zurück und hat später auch das Abendessen zubereitet. Der Abend stand dann meistens zu meiner freien Verfügung, da ich nur selten babysitten musste. Und auch das Wochenende hatte ich meiste frei. Da hatte ich Glück, denn nur so hat man die Möglichkeit etwas zu unternehmen, zu verreisen und mehr von England zu sehen. Ich habe veschiedene Städte besucht, wie z.B. Brighton, Oxford, Cardiff oder Manchester. Mit Freunden habe ich ein Auto gemietet und eine dreitägige Tour durch Schottland gemacht, das war toll!
Meine Gasteltern waren sehr tolerant und entgegenkommend wenn es um Urlaub ging, sofern früh genug angemeldet. Da habe ich von anderen Aupairs weniger nette Geschichten gehört. Aufregend war es auch, den Linksverkehr kennenzulernen. Ich musste mich darin zurechtfinden, da ich viel mit dem Fahrrad fahren wollte. Bei meinen Fahrten konnte ich die umliegende Gegend viel besser erkunden, Freunde besuchen und zum Sport fahren. 3 Monate land besuchte ich einen Sprachkurs und Dance-Fitness Kurs, 9 Monate lang bin ich zum Zumbatanzen geradelt. Mir war es wichtig fit und in Bewegung zu bleiben, da das Essen in der ersten Zeit so einige Pfunde auf meine Hüften gezaubert hatte.
Jaja, das Essen in England ist so eine Sache für sich. Allgemein ähnelt es der deftigen, fleischigen, gutbürgerlichen, deutschen Küche, finde ich. Das große engl. Frühstück spiegelt schon deutlich die Essgewohnheiten wieder; fettige Würstchen, Bacon, Eier, Toast, Baked Beans, gebratene Champignons und Tomaten. Nicht jedermanns Sache. Aber in einer Großstadt, wo so viele Kulturen aufeinander treffen, gibt es genügend Ausweichmöglichkeiten. Verhungern muss also keiner. Besonders vorzüglich schlemmen kann man am Sonntag auf dem Food-market in der Brick Lane!
Am meisten Heimweh und Zweifel hatte ich auf dem Hinflug. Ich bereute meine Entscheidung zutiefst, wusste ich doch nicht was mich erwartet. Doch sobald man ankommt, lernt man soviel neues kennen, dass man die Traurigkeit schnell vergisst. Es gibt viele Möglichkeiten andere Menschen und Aupairs kennenzulernen. Einsamkeit fühlte ich manchmal, aber nicht häufig.
Insgesamt ist England ein fortschrittliches, europäisches Industrieland, das Deutschland ähnelt. Natürlich gibt es viele kulturelle Eigenheiten, wie das Teetrinken und das „How are you?“ mit dem jeder begrüßt wird, die ich kennen und lieben lernen dürfte. Ich finde, die Engländer sind ein freundliches, aufgeschlossenes, vielseitiges, manchmal oberflächliches Volk, das es sich zu treffen lohnt.
Ich möchte jedem jungen Menschen dort draußen raten, diesen Schritt ins Ungewisse zu wagen. Es wird eurer Leben bereichern!!