Abi in der Tasche, eine Idee für welches Studium ich mich einschreibe, aber irgendwie fehlte da noch etwas.
Nachdem eine Freundin schon im Dezember angefangen hatte, sich für eine Familie im Ausland anzumelden, dachte ich, dass ich wohl nie bis Oktober eine Lösung finden werde, es war nämlich schon Ende August. Beworben hab ich mich trotzdem und schon nach 2,5 Wochen hatte ich sogar 3 Familienvorschläge. Um mit der Familie in Kontakt zu treten, wird ja vorgeschlagen, dass man ein Telefonat führt. Ich war total aufgeregt wie das wohl ablaufen würde und ob ich meine Hostmom oder meinen Hostdad auch verstehe, aber es war total klasse. Besser als ich erwartet habe.Danach ging alles relativ schnell, meine Gastfamilie brauchte mich eigentlich am besten schon vorgestern und somit war der schnellstmögliche Flug auch schon gebucht.
Als ich dann aber auf dem Flughafen stand, wurde mir doch etwas anders. ‚Jetzt wird’s ernst‘ hat mein Bruder gesagt und ich wusste nicht ganz, ob ich mich freuen oder doch losheulen sollte.
Aber als ich dann in der Nähe von London angekommen war, war jede Angst wie weggepustet. Meine Gastmutter hatte mich zusammen mit den 2 Kleinsten (damals 3J. und 6wo. alt) abgeholt und sie haben im Auto gesungen und die Kleine hat geklatscht und dich total gefreut.
Ich war am Anfang ein wenig überfordert. Zuerst die andre Sprache, die ich bis dahin lieber vermieden habe, dann auch noch ohne irgendein anderes Familienmitglied oder Freunde. Aber so nach und nach wurde es immer besser. Alle haben versucht so deutlich wie möglich zu sprechen, damit keine Missverständnisse auftreten und mit dem Plan meiner Gastmutter mir meine Aufgaben so nach und nach zu erklären, hatte ich für ein paar Wochen eine Art Schonfrist. Auch wenn mal was schiefgelaufen war, dann haben wir das schnell geklärt gehabt.
Die Sprachschulen vor Ort haben mir anfangs sehr geholfen neue Freundschaften zu knüpfen, denn es war so eine Art Sammelpunkt für Aupairs. In einer Stunde waren wir 16 Aupairs aus 19 Anwesenden und wir sollten unsere Berufe beschreiben. Wir hatten sehr viel Spaß ;)
Nachdem ich dann eine Weile da war, hab ich mir dann auch ein Paar Städte angesehen. Mit der YoungCard für den Zug war das nicht mal teuer. Und somit hab ich in den 11 Monaten gefühlte 100 Mal London gesehen, war in Cambridge, Edinburgh, Cardiff, Nottinham, Manchester, Brighton, Norwich, Stratford-upon-Avon, Colchester, Frinton und Oxford. Darauf war ich richtig stolz und außerdem hat es so viel Spaß gemacht.
Das war natürlich immer nur am Wochenende, von Montag bis Freitag musste ich arbeiten. Ich hatte sehr geregelte Arbeitszeiten, wann ich meiner Hostmom helfen und ihr zur Verfügung stehen sollte und wann ich machen konnte, was ich wollte. Damit war ich in der Lage sehr gut zu planen, wann ich Freunde treffen konnte und wann ich mit den Kindern zusammen war. Aber ich sollte nicht nur Spielen, sondern mich auch um Wäsche, die Ordnung der Kinderzimmer und das Abendessen kümmern. Außerdem hatte ich einmal alle 2 Wochen die Toilette und das Kinderbad zu putzen. Der Morgen lief meisten gleich ab und ich hab geholfen, dass die Kinder für die Schule fertig gemacht werden.
Je nachdem ob das Baby Schlaf brauchte oder nicht, hab ich die Kinder gelegentlich aus der Schule abgeholt oder auch schon zur Schule gebracht.
Da meine Familie noch ein Neugeborenes hatten, musste ich nicht so oft Babysitten, dafür aber die Zeit, die dafür vorgesehen war, entweder mit den Kindern verbringen (z.B. bei einem großen Picknick oder einem extralangen Ausflug auf den Spielplatz) oder irgendwelche anfallenden Großprojekte in Angriff nehmen wie z.B. Bücherregale aussortieren oder Schubkästen ausräumen und säubern.
Was mir auch besonders großen Spaß gemacht hat, war das Klavierüben mit dem 2.größten Jungen der Familie. Da ich auch ein bisschen Klavier spielen kann, war es immer sehr amüsant und für beide sehr spaßig.Wenn ich jemandem raten soll ob derjenige ein Auslandsjahr vor dem Studium machen sollte, würde ich es immer wieder empfehlen. Vor allem als Aupair hat man die Möglichkeit für eine gewisse Zeit in das Leben nach dem Studium zu schnuppern und gewinnt so Erfahrung, Selbstständigkeit und eine gewisse Portion mehr Mut, denn man wird manchmal ins kalte Wasser geschmissen und muss sich durchboxen.