Für viele ist Weihnachten das Fest der Liebe und der Familie, welches man einfach gerne mit seinen Liebsten zu Hause verbringt. Gerade im Rahmen der Freiwilligenarbeit ist es ein Leichtes, seinen Aufenthalt um die Feierlichkeiten herum zu planen. Aber warum nicht mal die Traditionen in einem anderen Land kennenlernen? Denn obwohl Weihnachten bei uns wohl das Fest des Jahres ist, sieht es auf einem anderen Teil der Welt womöglich ganz anders aus.

Als ich meine Zeit in Costa Rica „plante“, kam es für mich gar nicht in Frage für Weihnachten früher zurück nach Deutschland zu kommen. Zwar bin ich ein Weihnachtszeitfan und verbringe das Fest selbst auch am liebsten mit meiner Familie, aber vor knapp 3 Jahren sah mein Dezember doch ziemlich anders aus als gewöhnlich.

Wenn ich jetzt die Weihnachtsdekorationen sehe und über den Weihnachtsmarkt schlendere, fällt es mir schwer meine am Meer verbrachte Zeit von vor 2 Jahren in denselben Zeitraum einzuordnen. Im hier ach so kalten Dezember lief ich in Shorts am Stand entlang, flog durch die Baumkronen des Regenwaldes und schaffte es natürlich mal wieder mir einen Sonnenbrand zu holen ;) Eine richtige vorweihnachtliche Stimmung wollte sich also nicht so ganz einstellen. Meinem Gefühl nach hätte es jeder erdenkliche Monat im Jahr sein können – nur der Dezember passte in meinem Kopf einfach nicht zu dem, was ich dort gerade erlebte. Als ich ein Weihnachtspäckchen meiner Familie bekam und Glühweinstorys meiner Freunde zu Hause sah, bekam ich dann trotz der warmen Temperaturen Lust auf etwas Weihnachtsstimmung. So kam es also, dass ich eines schönen Nachmittags mit meiner Gastschwester und ein paar ihrer Freundinnen in der Küche saß und Weihnachtsplätzchen backte. Die vier hatten schon Kekse gebacken – keine Frage – aber das Ausstechen und Verzieren war vollkommenes Neuland für sie und so eskalierte das Ganze zu einer kindlichen Plätzchen-Dekorier-Party. Nach dem, was ich die letzten Jahre so gehört habe, wurden meine zurückgelassenen/mitgebrachten Ausstecher auch zu den letzten Weihnachtsfesten ausgepackt und fleißig genutzt – es muss ihnen also doch eine Menge Spaß gemacht haben :)

Je näher Weihnachten selbst dann aber rückte, desto unweihnachtlicher fühlte ich mich beinahe. Denn in der Woche vor dem 24., in der es hier bekanntlich besonders emsig zu geht, unternahm meine Gastfamilie eine große Reise und ich machte mich mit einer Freundin auf den Weg nach Nicaragua. Statt mit der Bahn zum Weihnachtsmarkt, ging es dann also mit dem Bus zur Grenze und darüber hinaus weiter. Es war echt eine tolle Woche, aber von Weihnachten war auch dort, bis auf ein paar Lichterketten in den großen Städten, nichts zu spüren.

Am 23. Waren wir dann alle wieder im Haus beisammen und tauschten bei einem absolut köstlichen Gallo Pinto Frühstück unsere Geschichten der letzten Woche aus.
Der nächste Tag startete dann wie jeder andere. Einen Weihnachtsbaum gab es nicht, wohl aber eine beeindruckende große Krippe, die eine komplette Seite im Wohnzimmer einnahm, wo sonst der Fernseher stand. Darum platzierten wir am Morgen unsere Geschenke – für jeden nicht mehr als ein paar kleine Päckchen. Am frühen Abend gingen meine Gastschwester und ich dann gemeinsam in die Kirche. Sie, weil es eine wöchentliche Gewohnheit ist und ihrem Glauben entspricht – ich vielmehr, da es bei uns so Tradition ist und zum Weihnachtsfest einfach dazu gehört.
Später am Abend ging es dann einmal über die Straße und hinein in die gute Stube der Oma. Auf der Terrasse des kleinen Gartens stand ein großer Plastiktisch, um den sich bereits ein großer Teil der Familie getummelt hatte. Kurzum, war das ganze deutlich weniger festlich als bei uns – keine Deko, keine Lichterketten, kein besonderes Geschirr oder sonst etwas. Das wichtige war, dass die ganze Familie (Cousins, Tanten, Onkel, Oma, usw.) beisammen war und man einen schönen Abend miteinander verbrachte. Es wurde getanzt, gelacht und gefeiert. Und was mich im nach hinein besonderes begeistert: keins der jüngeren Kinder fragt auch nur einmal, wann es denn Bescherung gäbe. Zugegebener Maßen gibt es diese in Costa Rica, wie in den USA, auch erst am Morgen des 25. Für mich war es aber trotzdem etwas besonders.

Da meine Gastschwester und ich schon älter waren, überreichten wir uns schon um kurz nach Mitternacht, als es dann nach Hause ging, die Geschenke. Wenn ich es richtig im Kopf habe, bekam niemand mehr als 5 Päckchen und jeder freute sich riesig über kleine Aufmerksamkeiten. Alles war gut überlegt und mit Rücksicht auf die Wünsche und Bedürfnisse des anderen ausgesucht.

Mein Weihnachten in Costa Rica war also alles andere als typisch, verglichen mit dem, was wir hier kennen. Vielmehr war es für mich ein schöner Tag im Rahmen der Familie, der in meinem Kopf aber nicht ganz im Einklang mit Weihnachten zu finden wäre. Deutlich ist mir aber geworden, wie sehr wir hier in Deutschland auf materielle Dinge, Geschenke und all das Drum und Dran gepolt sind, sodass es kein Wunder ist, wenn viele das Wesentliche aus den Augen verlieren: eine besinnliche Zeit mit seinen Liebsten zu verbringen.

 

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