Bereits im letzten Jahr habe ich mit Multikultur zwei sehr schöne Monate als Hometeacher in Frankreich verbracht. Da ich mit der Beratung und Organisation sehr zufrieden war, wollte ich nun noch ein englischsprachiges Land besuchen und habe mich für einen zweimonatigen Aufenthalt als Freiwilliger in einem Kinderheim in Südafrika entschieden.
Am Flughafen in Kapstadt angekommen, wurde ich bereits erwartet und sehr freundlich Willkommen geheißen. Bevor ich per Bus zu meinem eigentlichen Projekt gereist bin, habe ich noch einen schönen Tag in Kapstadt verbracht, der mir zusammen mit einer kleinen Einführung durch die Partnerorganisation einen guten Einblick in das südafrikanische Leben gegeben hat. Während der Busfahrt nach Bethlehem in Free State habe ich mir noch einmal viele Gedanken gemacht, z.B. darüber, wie ich wohl mit der Verständigung zurechtkomme, wie das Essen sein mag und, ob es dort auch ausreichend sauber ist etc. Wie sich letztendlich herausstellte, habe ich mir all die Sorgen umsonst gemacht.
Auch im Kinderheim wurde ich sowohl von den Betreuerinnen, als auch den Kindern sehr herzlich begrüßt und ich hatte sofort den Eindruck, dass man sich freut, dass ich da bin. Das Heim bestand insgesamt aus 9 Häusern mit je 10 - 14 Kindern. In meinem Haus waren 13 Jungen im Alter von 6 - 15 Jahren. Die ersten Tage habe ich vorrangig damit verbracht, die Namen der Kinder zu lernen und den Tagesablauf zu verinnerlichen. Da ich in dieser Zeit noch mehr beobachtet, und daher weniger selbst gemacht habe, habe ich mich teilweise etwas deplatziert gefühlt, was sich aber schnell gegeben hat. Nach wenigen Tagen wusste ich dann, was wann und wie zu tun war.
Mein Tag begann gegen 5:30, als ich das Frühstück für die Kinder vorbereitet habe und dann die morgentlichen Pflichten (Zimmer aufräumen, anziehen, Bad / Toilette putzen, etc.) beaufsichtigt habe. Nach 7:00 waren dann alle Kinder aus dem Haus und bis etwa 13:00 habe ich den Betreuerinnen entweder beim Essen oder im Haus geholfen oder hatte sonst etwas Zeit für mich, in der ich mir z.B. die Stadt ansehen konnte. Beim Essen war, bis auf eine Ausnahme, nichts dabei, was ich nicht schon einmal gegessen hatte. Ein bis zweimal pro Woche gab es eine Art Brei aus Maismehl, das, pur gegessen, relativ trocken und geschmacklos ist. Mit genügend Sauce ist es aber durchaus essbar und man gewöhnt sich schnell daran. Gegen 14:00 sind auch die letzten Kinder wieder zu Hause angekommen, haben gegessen und hatten dann von 14:30 bis 16:00 Zeit, ihre Hausaufgaben zu erledigen. Da die Hausaufgaben zum größten Teil in Afrikaans aufgeschrieben wurden, war es besonders zu Beginn schwierig, zu erraten, welche Aufgaben die Kinder denn tatsächlich hatten, da sie vor allem hier gerne mal geschwindelt haben. Nachdem die Kinder ihre Hausaufgaben beendet hatten, konnten sie bis 17:30 draußen spielen. Hier fand ich besonders beeindruckend, wie lange und ausgiebig sich die Kinder auch ohne teure Technik beschäftigen können. Vor allem in dieser Zeit hatte ich auch Gelegenheit, mit Kindern aus anderen Häusern in Kontakt zu treten. Nach 17:30 war es dann für die Kinder an der Zeit, zu baden und dann zu Abend zu essen. Die kleineren Kinder gingen dann um 20:00, die größeren um 21:00 ins Bett. Im Allgemeinen lief das doch ruhig ab, von Zeit zu Zeit musste ich aber auch für die nötige Ruhe sorgen.
Zu Beginn hatte ich die Befürchtung, meine acht Wochen im Kinderheim würden sich ewig hinziehen. Tatsächlich waren sie aber viel schneller vorbei, als ich mir hätte vorstellen können. Die Kriminalität, vor der ich am meisten Angst hatte, ist letztendlich vollkommen an mir vorbeigegangen. Es sieht sicher komisch aus, wenn jedes Fenster und jede Tür vergittert ist, wenn man sich aber bei den Einheimischen informiert, welche Straßen und Orte man begehen kann, und welche man eher meiden sollte, hat man kaum etwas zu befürchten.
Abschließend kann ich sagen, dass mein Aufenthalt in Südafrika ein voller Erfolg war. Ich habe viele neue Eindrücke und Erfahrungen gesammelt und nette Menschen kennengelernt und wurde bereits eingeladen, bei der nächsten Gelegenheit, noch einmal in Bethlehem vorbeizuschauen.