Sala kahle Afrika!
Nach Südafrika zu fliegen, war schon als Kind ein Traum von mir. Also habe ich mich entschieden, nach dem Abitur ein Jahr Pause zu machen und diesen Traum zu erfüllen. Nach langem Suchen und Vergleichen vieler unterschiedlicher Organisationen, habe ich mich für „Muktikultur“ entschieden. Da mir die Arbeit mit Kindern sehr viel Spaß macht und ich überlegt hatte später auch beruflich in diese Richtung zu gehen, stand für mich fest, dass ich Freiwilligenarbeit mit Kindern in Südafrika machen wollte.
Multikultur hat mir nach meiner Bewerbung dann mehrere Projekte vorgestellt, was ich gut fand, da man so die Auswahl hat, wo man am liebsten hingehen möchte. Ich habe mich dann für Kids Haven, einem Kinderheim für Straßenkinder in Benoni, einem Vorort von Johannesburg, entschieden. Die Abreise kam plötzlich schneller als erwartet. Die Aufregung und auch die Angst vor der Ungewissheit, was einen 13000 km entfernt von zu Hause erwartet, war groß. Diese Angst legte sich aber ziemlich schnell, als ich in Johannesburg angekommen bin.
Dort bin ich von einer sehr freundlichen Mitarbeiterin von Kids Haven abgeholt worden. Die Ankunft im Kinderheim war ziemlich aufregend. Alles war neu, so viele Kinder, so viele neue Namen, die man noch nie gehört hatte, eine komplett neue Umgebung. Aber ich hatte Glück, da eine weitere Freiwillige, mit der ich mir das Zimmer geteilt habe, bereits schon seit zwei Tagen da war und mir so der Einstieg und das Einleben einfacher gefallen ist. Die Freundlichkeit, Offenheit und das Temperament der Südafrikaner haben ebenfalls dazu beigetragen, dass ich mich einfach einleben konnte. Es war schön, dass noch weitere Freiwillige im Heim waren. Benoni selbst hat außer einer Mall nicht viel zu bieten. Deshalb war es praktisch, dass wir uns zu mehreren ein Auto mieten konnten oder für ein Wochenende das Kids Haven Auto benutzen durften, um mehr von Südafrika sehen zu können.
Kids Haven ist ein relativ großes Kinderheim, das ungefähr 180 Kindern ein zu Hause bietet, davon leben aber 100 im Village, wo auch ich gelebt habe und 80 im Center, das Gebäude, wo sich auch die Büros, der Kindergarten und die Bridging School befinden. Für die erste Zeit habe ich im Kindergarten mitgeholfen. Mit 2-6 jährigen Kindern gespielt, gemalt, versucht ihnen das Zähneputzen beizubringen und eine Unterrichtsstunde gestaltet. Das Arbeiten mit den Kindern konnte bei dem vielen Geschrei etwas anstrengend sein, aber wenn man das Lachen und die Freude der Kinder beim Spielen gesehen hat, war dies auch wieder vergessen. Nachmittags habe ich dann den Kindern im Heim mit den Hausaufgaben geholfen. Dies war oft gar nicht so einfach, man muss sich erst einmal bewusst werden, dass der Bildungsstand der meisten Kinder dort wesentlich schlechter ist als hier. Man kann nicht davon ausgehen, dass Lesen und Schreiben mit 14 Jahren dort selbstverständlich ist, da viele die Möglichkeit, in die Schule zu gehen, nicht hatten.
Nach ungefähr drei Wochen war ich vormittags nicht mehr im Kindergarten, sondern in der Bridging School. Das ist die Schule innerhalb des Heims, wo alle Kinder hingehen, die zu alt für ihre Schulklassen sind. Hier versucht man die Kinder zu fördern, sodass sie eines Tages wieder auf eine richtige Schule gehen können. Den Kindern in Mathematik und im Lesen und Schreiben zu helfen, hat mir sehr viel Spaß gemacht, vor allem weil ich mich mit den Schülern in der Klasse echt gut verstanden habe. Es ist einfach bewundernswert, wie die Kinder ihr Leid, ihre schreckliche Vergangenheit verbergen können. Die Geschichten der Kinder sind erschreckend traurig. 95% der Mädchen im Heim sind Vergewaltigungsopfer, die meisten Kinder mussten lange Zeit auf der Straße überleben, sie kennen das Gefühl nicht, Mitglied einer Familie zu sein, die Liebe einer Mutter zu spüren. Das zu verarbeiten kann am Anfang sehr schwierig sein, aber mit der Zeit lernt man damit umzugehen, aber jede Geschichte trifft einen trotzdem jedes Mal aufs Neue. Ich fand es erstaunlich, dass aber genau diese Kinder schon früh am Morgen gesungen haben, bei jeder Gelegenheit getanzt haben.
Ich bin nach Südafrika geflogen, um dort den Kindern zu helfen, um ihnen etwas beizubringen, aber bin wieder gekommen und habe bemerkt, dass ich mehr von ihnen gelernt hatte, als sie von mir. Ich habe verstanden, wie gut es mir eigentlich wirklich geht, wie glücklich ich mich schätzen kann, in die Schule gehen zu können, aussuchen zu können, was ich essen möchte, Eltern zu haben, die sich um mich kümmern, die mir das Gefühl geben, dass ich besonders und einzigartig für sie bin. Dinge, die ich als selbstverständlich gesehen habe, wo mir jetzt aber noch viel bewusster geworden ist, wie dankbar ich dafür sein kann.
Ich habe gelernt, was wirklich wichtig im Leben ist! Es war eine unvergesslich schöne Zeit. Ich habe viel von der temperamentvollen afrikanischen Kultur gelernt, viel Zulu und Afrikaans sprechen hören, mit den Händen Pap gegessen und die Tanz- und Singkünste der Afrikaner bewundert. Nun bin ich schon seit einigen Wochen wieder zurück in Deutschland, aber trotzdem denke ich noch jeden Tag an diese einzigartige Erfahrung und an die tollen Menschen, die ich dort getroffen habe, zurück.
Ich kann nur jedem empfehlen so eine Reise zu machen. Also, auf wen wartest du noch? Man verbringt nicht nur eine tolle Zeit, sondern sammelt Erfahrungen fürs Leben!