Wenn ich Leuten erzählte, dass ich als Junge Au Pair war, stieß und stoße ich immer noch auf verwirrte Gesichter.
Die Idee, ein Au Pair in Frankreich zu werden, kam mir relativ spontan vor dem Abitur. Ich wollte schon seit Beginn der Oberstufe unbedingt nach Frankreich ziehen und wurde dank einer Freundin auf Multikultur aufmerksam. Obwohl meine Bewerbung erst so spät einging, half mir das Team von Multikultur bestmöglich, schnell eine Gastfamilie zu finden. Als mir schließlich die erste Familie vorgeschlagen wurde, entschied ich mich nach einigen Anrufen intuitiv für sie.
Am 28. August 2023, kam ich gegen 22 Uhr in Aix-en-Provence an. Dieses Datum hat sich so fest in meinem Kopf verankert, dass ich es niemals vergessen werde. Es war der Beginn eines neuen Lebensabschnittes. Weg von meinen Eltern, meinen Freunden und meiner Heimat.
Ich hatte vor meiner Ankunft große Angst davor, dass die Familie und die Kinder mich nicht mögen werden, dass ich mich nicht verständigen kann und dass man sich darüber lustig macht, wenn ich beim sprechen Fehler mache. Entgegen meiner Ängste, empfing mich die Familie herzlich und gab sich sehr viel Mühe, mich in ihren Alltag einzubeziehen, sodass mir die Anfangszeit sehr einfach gestaltet wurde.
Ich kümmerte mich um einen 15-jährigen Jungen, ein 12-jähriges Mädchen und vor allem um die Jüngste von den dreien, deren 4-jährige Schwester. Zu meinen Aufgaben als Au Pair gehörte es, die älteren Kinder ab und zu mit dem Auto zu ihren Hobbys oder Terminen zu kutschieren und die Kleine von der Schule abzuholen, mit ihr danach zu spielen und sie abends zu baden.
Mit den beiden Älteren, verstand ich mich auf Anhieb sehr gut und wir waren wie Geschwister. Sie fragten mich oft nach Rat und erzählten mir von ihren Crushes und Geschichten aus der Schule.Mit der Jüngsten verstand ich mich zu Beginn leider nicht so gut und sie brauchte sehr lange, um sich auf mich einlassen zu können. Meine Geduld zahlte sich aber aus, denn nach einigen langen Monaten, wurde sie langsam immer anschmiegsamer, sagte mir, dass sie mich sehr gern habe und fragte, wenn ich mal nicht arbeiten musste, ständig nach ihrem Spielpartner.
Dank der Partneragentur in Frankreich, gab es, bevor wir überhaupt dort ankamen, eine WhatsApp-Gruppe mit fast allen Au Pairs, die in der Gegend waren. Zudem besuchte ich drei Mal die Woche eine Sprachschule. So habe ich viele Leute kennengelernt, mit denen ich in unserer Freizeit an so ungefähr jedem denkbaren Ort in der Nähe von Aix war. Wenn wir mal nicht irgendwo campen oder in einer anderen Stadt, am Strand oder im Urlaub in Barcelona waren, dann haben wir uns in Cafés, Bars oder zu Picknicks im Park getroffen. Mit vielen von denen, die ich dort kennengelernt habe, bin ich so eng geworden, dass wir bis heute noch aktiv in Kontakt sind und Pläne schmieden, wer, wann, wen, wo besucht.
In meinem Fall, gab mir dieses Jahr, abgesehen von dem ganzen persönlichen Wachstum und der Selbstständigkeit, die ich mir angeeignete, Zeit um mich zu orientieren und einen Studiengang zu finden. Tatsächlich gefiel es mir sogar so sehr in Frankreich, dass ich mich dazu entschloss im Süden zu bleiben und mein Studium hier zu beginnen.
Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass ich erwachsener und reifer, mit vielen Erinnerungen und neuen Freunden zurück nach Hause gekommen bin. Ich werde diese sorglose und prägende Zeit als Au Pair in Frankreich lange in Erinnerung halten und bin sehr dankbar dafür, diese Erfahrung gemacht haben zu können.
Bisous
Nikita