Für die meisten jungen Leute ist es ein großer Schritt ins Ausland zu gehen und sie bereiten sich gründlich auf mögliche Probleme vor. Was jedoch für einige fast schlimmer ist, ist der sogenannte ‚reverse culture shock‘ – der zweite Kulturschock im Heimatland. In diesem Artikel erfährst du, wie er sich anfühlt und wie du dich am besten auf ihn vorbereiten kannst.


Vielleicht gehörst auch du zu denjenigen, die sich vor ihrem Auslandsaufenthalt viele Gedanken über Heimweh, Sprachbarrieren, Eingewöhnungsschwierigkeiten und einen möglichen Kulturschock gemacht haben. Diese Dinge hast du erwartet und konntest dich so gut wie möglich vorbereiten. Nach einer tollen Zeit mit vielen neuen Erfahrungen und Freunden kommen mit einem immer näher rückenden Rückflugdatum zwei Gefühle zusammen: Wehmut und Vorfreude auf die Heimat, auf die Familie, Freunde, Feste und deutsches Essen.
Während dieser aufregenden Zeit hast du viel dazu gelernt, Schwierigkeiten überwunden und Probleme in einer neuen Sprache zu lösen gelernt und so ist oft die Erwartung, dass die Rückkehr nach Deutschland ‚problemlos‘ verlaufen sollte. Alles ist ja schließlich wie vorher.


Reverse culture shock – Was ist das eigentlich?


Doch hier tritt für viele der ‚reverse culture shock‘ – der Kulturschock der Rückkehrer – ein. Nach einer (großen) Willkommensparty und vielen Fragen über die spannenden Erlebnisse erwarten Freunde und Familie, dass man sich schnell wieder in den neuen /alten Alltag einfügt. Nach kurzer Zeit sind die Rückkehrer oft frustriert über mangelndes Interesse, da sie in ihrem Gastland als Ausländer oft angesprochen werden und interessant sind. Zurück in Deutschland erscheinen einige Monate im Ausland unter jungen Leuten schon fast als ‚normal‘, sodass man sich als Rückkehrer fragt: „Wohin mit meinen Erfahrungen? Wie teile ich diese mit ohne mich aufzuspielen?“


Das Leben zu Hause geht weiter


Während du selbst viel erlebt und dich weiterentwickelt hast, geht jedoch auch das Leben in Deutschland weiter und deine Freunde haben auch einen neuen Lebensabschnitt begonnen. Sie sind vielleicht nach dem Abitur in die erste eigene Wohnung/ WG gezogen, haben eine Ausbildung/ ein Studium in einer anderen Stadt angefangen  und ebenfalls neue Leute kennengelernt. Man kann als Rückkehrer also nicht einfach in sein altes Leben zurück, da gemeinsame Schnittstellen und der Alltag (z.B. Schule, Lehrer, Stadt, Feste) in deren Leben keine Rolle mehr spielen. Eben diese Dinge, auf die man sich während der Zeit im Ausland sehr gefreut hat und die vielleicht der Grund für Heimweh waren. Vielleicht hast du also das Gefühl, zwei Mal dein gewohntes Leben aufgegeben zu haben: du hast deine neu gewonnenen Freunde und Familie im Ausland zurückgelassen und findest auch in Deutschland nicht einfach in dein altes Leben zurück.
Wenn du während deiner Zeit im Ausland mit Freunden Kontakt gehalten hast, kennst du vielleicht nach einem Wochenende den Satz: "Du glaubst nicht, was XY gemacht hat!!! Aber das erzähl ich dir alles genauer, wenn du wieder hier bist!“ Einige Monate oder sogar ein Jahr später erscheinen diese Dinge aber nicht mehr so wichtig, weil in der Zwischenzeit anderes passiert ist, sodass man in seinem Freundeskreis nicht mehr mitreden kann wenn es heißt: „Wisst ihr noch als…?“


Wieder Kind sein


Hinzu kommt manchmal Streit mit den Eltern, weil man ungewollt wieder zurück in die Rolle des Kindes rutscht, nachdem man monatelang für sich, und als Au Pair, Freiwilliger oder Work & Traveler auch für andere, Verantwortung übernommen hat und auch weiterhin selbst entscheiden will.
Natürlich ist diese Situation auch für die Eltern nicht leicht. Sie freuen sich monatelang auf die Rückkehr ihres Kindes um dann zu merken, dass ihr Sohn/ ihre Tochter ‚Heimweh‘ nach einer anderen Familie/ einem anderen Land hat. Vielleicht beschwerst du dich über das deutsche Wetter oder wünscht dir das Essen deiner Gastmutter zurück? Diese Vergleiche können Eltern wehtun. Eine gute Möglichkeit deine Erlebnisse besser mit deiner Familie zu teilen, kann ein gemeinsamer Kochabend sein, an dem du zeigst wie ein traditionelles Gericht deines Gastlandes zubereitet wird.


Einige Tipps zur Vorbereitung auf den Rückkehrer-Kulturschock


Hier findest du einige Tipps um dich besser auf eine solche Situation vorzubereiten und mit ihr umzugehen:

•    Versuche nicht die beiden Länder ständig zu vergleichen, beide haben ihre Vor-und Nachteile
•    Stelle dich darauf ein, dass deine Freunde  ebenfalls neue Lebensabschnitte begonnen haben und nicht alles automatisch wird wie ‚früher‘
•    Treffe Gleichgesinnte: du kannst z.B. als Rückkehrer bei deiner Agentur arbeiten und so deine Erfahrungen an neue Bewerber weitergeben. So triffst du auf ein Publikum, das neugierig ist und großes Interesse an deinen Tipps und Erlebnissen hat.

Der sogenannte zweite Kulturschock kommt oft überraschend, aber wir hoffen, dass du auch positive Aspekte aus dieser Erfahrung mitgenommen hast, wie zum Beispiel eine neue Sichtweise auf dein Heimatland, die deutsche Kultur und das Leben in Deutschland.


Wie ist es DIR ergangen? Welcher Abschied war schwerer?

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