Während meines Studiums habe ich ein Semester an der University of Helsinki in Finnland studiert. Da ich von August bis kurz vor Weihnachten dort war, habe ich natürlich auch die Weihnachtszeit in Finnland in vollen Zügen miterlebt.
Schon Helsinki an sich hat in dieser Zeit ein ganz besonderes Flair: Die ganze Stadt ist mit Lichtern geschmückt, auf dem kleinen Weihnachtsmarkt kann man Glögi (alkoholfreien Glühwein) trinken und Pepparkaka (finnischen Lebkuchen) essen und regelmäßig werden weihnachtliche Bräuche und Traditionen, wie beispielsweise das schwedische Luciafest, gefeiert.
Während die meisten meiner Freunde ihr Erasmus-Semester in Spanien verbracht haben und auch im Dezember noch die Sonne genießen konnten, habe ich eher das Kontrastprogramm durchgezogen und habe Mitte Dezember eine 7-tägige Tour nach Nordlappland unternommen. Dafür bin ich zusammen mit anderen Erasmusstudenten aus Helsinki über Nacht mit dem Bus nach Saariselkä, einem kleinen Dorf oderhalb des nördlichen Polarkreises nahe der Grenze zu Norwegen gefahren. Auf dem Programm standen unter anderem: Nordlichter sehen, Rentierschlitten fahren und im Arctic Ocean schwimmen gehen. So weit, so gut: Auf dem Weg nach Saariselkä haben wir zunächst einen kleinen Zwischenstopp in Rovaniemi – dem Santa Claus Village- eingelegt. Dort konnten wir Santa Claus in seinem Büro besuchen und gleich unseren Wunschzettel und Weihnachtskarten in seinem Postamt abgeben
In Saariselkä leben nur etwa 300 Menschen und das Dorf gleicht einem regelrechten Winter Wonderland mit schneebedeckten Bäumen und kleinen Holzhäusern. Auch wir haben dort in kleinen Cottages gewohnt – typisch finnisch natürlich mit Kamin und Sauna. Als besonderes Highlight hatten wir von einem nahegelegenen Berg einen perfekten Blick auf die Nordlichter.
Die nächsten Tage bestanden aus einem bunten Programm aus allen Aktivitäten die man sich für einen Trip nach Lappland so vorstellen kann: Wir sind mit einem Huskey-Schlitten gefahren, haben eine Rentierfarm besucht, die von traditionellen Saami-Leuten getrieben wird und haben dort nicht nur viel über die Kultur und Traditionen der Lappländer gelernt, sondern sind auch mit dem Rentierschlitten durch den Schnee gefahren und haben nebenbei sogar die Nordlichter gesehen. Außerdem sind wir mit dem Bus weiter nach Norwegen an den nördlichsten Punkt des Polarkreises gefahren, wo wir in einem kleinen Fischerdorf zuerst in einer kleinen traditionellen Sauna und anschließend tatsächlich im arktischen Ozean schwimmen – bei minus 30 Grad. Die restliche Zeit in Saariselkä haben wir vor allem mit Nordlichter-Spotting, Sauna und Glögi trinken vor dem Kamin verbracht, bevor es dann wieder zurück nach Helsinki und in die Uni ging.
Nach meiner Reise wurde ich von so ziemlich jeden gefragt, wie es denn so ist mit der Dunkelheit und der Kälte im hohen Norden Finnlands und ich muss sagen, dass ich es grade was die Dunkelheit angeht, doch ein wenig unterschätzt hatte am Anfang. Wir hatten am Tag maximal zwei, drei Stunden Helligkeit (und damit meine ich, dass es nicht komplett dunkel war, von Sonne kann man nicht sprechen) und in Norwegen war es sogar so, dass es um ein Uhr mittags tatsächlich sogar wieder stockdunkel war. Gegen die Kälte helfen natürlich möglichst viele Schichten warmer Thermo- und Skikleidung, allerdings kann auch die den zeitweise über minus 30 Grad doch nicht trotzen. Bei der Rentierschlittenfahrt hatten wir über unsere Winterkleidung sogar noch eine Spezialausrüstung an und es war trotzdem immer noch sehr kalt. Zurück in Helsinki kamen mir die dort üblichen minus 5 fast schon warm vor und es war angenehm, dass es nicht quasi den ganzen Tag dunkel ist. In Helsinki ist es nämlich gar nicht so viel früher dunkler als auch hier im Winter. Wobei ich dazu natürlich sagen muss, dass ich nur bis Dezember dort war und den „richtigen Winter“ somit gar nicht miterlebt habe.
Alles in allem kann ich nur sagen, dass ich mit in Finnland und die skandinavische Kultur während meiner Zeit dort total verliebt habe. Grade Helsinki ist eine sehr schöne und interessante Stadt mit vielen kleinen Cafés, individuellen (Design-)Shops, einer interessanten Architektur und natürlich einer wunderschönen Landschaft. Zudem sind die Menschen dort sehr freundlich und umgänglich. Sie wirken zunächst ein wenig sehr distanziert, aber wenn man sie ein bisschen kennenlernt, weiß man die ruhige und harmonische Art auf jeden Fall zu schätzen
Ich kann also jedem nur empfehlen mal eine Reise nach Finnland zu machen oder sogar dort als Au Pair für eine längere Zeit zu leben und die Menschen und die Kultur kennenzulernen