Heute darf ich zwei Projekte besuchen, die verschiedener kaum sein könnten, die mich aber beide sehr beeindrucken! In beiden Fällen treffe ich Menschen, die einen Missstand erkannt haben und mit viel Leidenschaft und vor allem sehr viel Energie daran arbeiten, diesen Misstand  zu beheben – zumindest im Kleinen.

Zuerst fahren wir ein bisschen aus Kapstadt heraus, in Richtung Süden. Wir besuchen hier das Kinderkrankenhaus, in welches wir Freiwillige vermitteln. Melody ist so nett uns zu begrüßen und uns die Einrichtung zu zeigen. Sie erklärt, dass das Krankenhaus kein gewöhnliches Krankenhaus ist, denn Ärzte gibt es hier kaum. Es ist vielmehr eine Schnittstelle zwischen den regulären Krankenhäusern und den Familien der Kinder. Wenn die Kinder ernsthaft erkrankt sind und eine Behandlung / Operation im Krankenhaus hinter sich haben, sollten sie danach zurück in ihre Familie gehen können um sich zu erholen. Leider sind die Verhältnisse dort jedoch häufig  so schwierig, dass die Kinder nicht die Umgebung finden, die zur Genesung wichtig wäre. Viele Eltern sind arbeitslos und können ihre Kinder kaum mit dem Nötigsten versorgen, geschweige denn die Umstände für eine aufwändige Pflege bereitstellen. Hinzu kommen Probleme mit Alkohol und Drogen, und manchmal auch mit mangelnder Zuwendung oder gar mit häuslicher Gewalt. Das Kinderkrankenhaus bei Kapstadt bietet deshalb eine sichere Umgebung für Kinder, in welcher sie trotz ihrer Krankheit angenommen und gepflegt werden, und wo sie auch mit Hilfe von Schwestern, Physiotherapeuten, Sprachtherapeuten und Lehrern, eine bestmögliche Förderung bekommen. Es gibt eine Station für Babys und Kleinkinder, die ständige Überwachung benötigen und eine Station für Kinder, die schon etwas größer und selbstständiger sind. Manche der Kinder haben Verletzungen, die wieder heilen können, viele leiden jedoch unter Schwerwiegenden Erkrankungen, wie HIV/ AIDS oder Tuberkulose, einige Kinder haben auch schwere Behinderungen.

Damit die Kinder auch die besondere Aufmerksamkeit und Zuneigung erfahren, die sie in ihrer Situation benötigen, sind Freiwillige eine große Hilfe für das Team.  Sie kümmern sich um die Kinder, spielen mit ihnen, helfen beim Essen und im gesamten Tagesablauf. Vorkenntnisse werden nicht benötigt, die Freiwilligen sollten einfach Lust haben, sich intensiv mit den Kindern zu beschäftigen. Gerne nimmt das Kinderkrankenhaus aber auch Krankenschwestern /-pfleger in der Ausbildung oder auch Physiotherapeuten auf, die den Mitarbeitern über die Schulter gucken und assistieren können.

Die Mitarbeiter begegnen uns sehr freundlich und die Kinder sind neugierig auf die Besucher, beobachten uns genau und folgen uns bei unserem Rundgang. Dann ist es aber auch für uns Zeit, sich zu verabschieden.

Nachdem wir das Heim verlassen ist es erstmal still im Auto. Wir haben viel gesehen, was nachdenklich stimmt und traurig macht. Es ist aber auch unglaublich schön zu sehen, dass sich hier alles um die Kleinen dreht und wie viele tolle Menschen hier dafür arbeiten, die Lebensqualität der  kranken Kinder zu verbessern.

Es ist gut, dass wir zum nächsten Projekt noch ein ganzes Stück fahren müssen.

Knapp 70 km vor Kapstadt liegt unser Löwenprojekt. Schon bei unserer Ankunft sehen wir sehr lange Zäune, große abgesperrte Areale, in welchen die Tiere untergebracht sind. Das Projekt nimmt ausschließlich Löwen auf, die in Gefangenschaft gehalten wurden und – meist wissentlich durch die  Halter – in Not geraten sind. Zur Zeit beherbergt das Projekt 32 Löwen (auch einige weiße Löwen) und 2 Tiger. Tiger? Ja, richtig gelesen! Natürlich gibt es in freier Wildbahn keine Tiger in Südafrika, aber die Tiere, die hier untergebracht sind, kommen aus der ganzen Welt. Ausgewildert werden können Sie leider nicht mehr, deshalb wird ihnen hier ein einfaches,  gutes Leben ermöglicht und sie finden hier bis an ihr Lebensende einen sicheren (wenn auch eingeschränkten) Lebensraum. Wenn man sich allerdings anschaut, aus welchen Bedingungen die Tiere zum Teil kommen, leben sie jetzt im Paradies. Gaucho zum Beispiel ist ein wunderschönes, ca. 13 Jahre altes Löwenmännchen und wurde von Tierschützern in Chile gefunden. Dort wurde er in einem winzigen Zirkuskäfig gehalten. Er wurde mit brutalen Methoden trainiert und man zog ihm sogar die Klauen, um aus dem wilden Löwen ein Kuscheltier zu machen. Andere Löwen kommen aus Zoos oder wurden in Privatbesitz gefunden, vor allem in Ländern wo dies nach wie vor erlaubt ist und Löwen schonmal als Prestige-Objekt erworben werden, bis sie plötzlich zu groß und unbequem sind…

Die meiste Zeit des Tages ruhen sich die Löwen aus, und beim ersten Gang über das Gelände, können wir nur vereinzelt Tiere erspähen. „Sie sind eben wie wir“, erklärt uns ein Mitarbeiter. „Bei der Hitze würde ich auch im Schatten liegen und entspannen, wenn ich nicht arbeiten müsste“.

Um viertel nach drei ändert sich die ganze Stimmung jedoch plötzlich: Von einer inneren Uhr getrieben, stehen sie auf, brüllen (ein  Geräusch, das direkt in die Magengrube geht!), streifen nervös durch das Gehege und kommen ganz nah zum Zaun… Es ist Fütterungszeit! Für uns ist es perfekt, um die Löwen aus nächster Nähe beim Fressen beobachten zu können – es sind wirklich wahnsinnig schöne Tiere. Die Freiwilligen helfen bei der Fütterung, der Reinigung und Instandhaltung der Gehege, und kümmern sich auch um die Enten, Ziegen, Lamas und anderen Tiere, die das Projekt außerdem beherbergt. Bei Bedarf helfen sie auch im angeschlossenen Affenprojekt bei den Schimpansen aus. Die Freiwilligen hier sind echte Allrounder und unterstützen im wahrsten Sinne da, wo es brennt. Da im trockenen und heißen Sommer nämlich die Angst vor einem Feuer im Park sehr groß ist, helfen Freiwillige auch schon mal bei Feuerschutz und Lösch-Maßnahmen aus.

Nach der Fütterung machen wir uns langsam auf den Weg zurück in die Stadt.

Im Hostel habe ich dann noch die Möglichkeit an einem echten „Braai“ teilzunehmen, einem südafrikanischen Grillabend. Okay, eigentlich habe ich heute gelernt, dass der Begriff dem Ganzen nicht gerecht werden kann. Das „Braai“ ist eine Philosophie, eine Kunst für sich und ein gesellschaftliches Event, zu dem meist die ganze Nachbarschaft eingeladen wird. Vegetarier sein war schon mal leichter als heute Abend - das riecht wirklich lecker!

PS: Weitere Fotos findest du auf unserer Facebook-Seite :)

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