Heute beginnt mein Tag nochmal mit einer Tour aus unserer Orientierungswoche. Diesmal lerne ich Kapstadt von seiner anderen Seite kennen, denn es geht in die Townships, die Armenviertel am Stadtrand von Kapstadt. Zunächst fahren wir zum District Six Museum, welches sich in einer ehemaligen Kirche befindet. Das Museum ist gut aufbereitet und unser Guide gibt uns viele zusätzliche Infos.

Der District Six lag in Hafennähe und war auch deshalb traditionell ein Wohnviertel, welches stark multikulturell geprägt war. Im Zuge der Apartheitspolitik, also der strikten Rassentrennung in Südafrika wurde dieses Viertel (wie viele andere Viertel Kapstadts) in den 1960er Jahren gewaltsam geräumt, um es für Weiße vorzubehalten. Familienhäuser und ganze Straßenzüge wurden sogar abgerissen, da die Fläche anders genutzt werden sollte. Die Farbigen und Schwarzen (in Südafrika eine klare Unterscheidung), wurden in andere Viertel umgesiedelt und verloren ihren Besitz. Als wir anschließend durch den ehemaligen District Six fahren wird klar, dass bis heute weite Teile des ausradierten Stadtviertels nach wie vor brach liegen!! Erst mit der Jahrtausendwende wurde begonnen, das Land an seine ursprünglichen Besitzer zurückgegeben. Den Boden des Museums bildet ein riesiger Stadtplan des ehemaligen District Six, auf den sich vertriebene Familien selbst eintragen konnten um zu zeigen, wo sie damals gelebt haben.

Die Zeit der Rassentrennung hat natürlich massiv dazu beigetragen, dass die Townships stetig gewachsen sind. Allein im Township Langa leben rund 60.000 Menschen. Gemeinsam mit unserem Guide, der selbst in Langa lebt, machen wir einen Rundgang durch das Township. Wir können hier das selbstgebraute Bier probieren, welches aus großen Metallgefäßen getrunken wird, dürfen einen Blick in eines der Häuser werfen, besuchen einen Kindergarten und bekommen jede Menge Infos über das Township. Was mich tatsächlich verwundert ist, dass die Behausungen hier so unterschiedlich sind. Von wirklichen Bretterverschlägen bis hin zu schicken Einfamilienhäusern (das „Beverly Hills von Langa“) gibt es hier alles. Die Regierung scheint das Problem zwar nicht lösen zu können, aber es hat sich schon vieles verbessert, erzählt unser Guide. Es werden einfache Häuser gebaut, in welche die Familien aus den Hütten umziehen sollen. Es gibt in weiten Teilen Elektrizität und Wasser. Die Kinder im Kindergarten singen für uns und sie sagen auf, was sie gelernt haben: „No education, no money. No money, no future.“ „Es geht langsam voran, aber ich habe Hoffnung“, sagt uns der Guide. “Viele der ehemaligen Township-Kinder, haben den Sprung geschafft, studieren jetzt oder haben gute Jobs.” Man möchte die Hoffnung gerne teilen. Bei dem Blick über die riesigen Siedlungen, fällt es jedoch manchmal schwer an eine baldige Lösung zu glauben.

Am Nachmittag fahre ich mit Christiaan zur Kinderkrippe bei Kapstadt. Ich treffe hier unsere Freiwilligen Leonie, Judith, Ina und Franzi. Sie wohnen zusammen in einem Appartement direkt auf dem Projekt. Das Projekt kümmert sich tagsüber um bis zu 100 Kinder aus den umliegenden Gemeinden. Die Kinder werden hier auf die Schulzeit vorbereitet und werden in verschiedenen altersgerechten Gruppen gefördert, um ihre motorischen und kognitiven Fähigkeiten zu stärken.

Unsere Freiwilligen haben sich schon sehr an die Kinder und die Arbeit hier gewöhnt. Sie arbeiten mit verschiedenen Gruppen, helfen während der Unterrichtseinheiten spielen mit den Kindern und betreuen sie. Am Wochenende hat der Kindergarten geschlossen und die Freiwilligen haben Freizeit. Um die Gegend ein bisschen erkunden zu können, haben sie sich ein Auto gemietet und fahren damit Ausflugsziele in der Gegend an, oder fahren Abends mal nach Kapstadt rein, um Besorgungen zu machen oder essen zu gehen. 

Das war auch schon mein letztes Projekt, welches ich hier in Kapstadt besuche! Die Zeit ging wirklich viel zu schnell rum, aber ich bin froh um all die Eindrücke, die ich hier gewinnen konnte, die Freiwilligen die ich besucht habe und die Projektverantwortlichen, die mit viel Leidenschaft bei der Sache sind!

Ich habe gesehen wie wichtig die Arbeit der Freiwilligen für die Projekte ist und auch, wie sehr die Freiwilligen ihre Zeit in Südafrika genießen! Zum Glück habe ich jetzt auch noch 2 Wochen zum Genießen und kann noch die Garden Route erkunden, bevor ich zurück nach Deutschland fliege!

Kommentare  
#3 Charlotte.MuKu 2016-04-04 13:49
@Björn

Entschuldige bitte, dass ich den Unterschied in meinem Beitrag nicht deutlich gemacht habe. Während wir in Deutschland ja z:B. eher Farbiger als Schwarzer sagen würden, weil wir es vielleicht für politisch korrekter halten, teilt sich in Südafrika leider immernoch vieles in "Black", White" und "Coloured". Letztere Gruppe hat dabei afrikanische und weiße (meist europäische) Vorfahren. Die Coloureds haben also hellere Hautfarbe als die Blacks. Ich hoffe das beantwortet deine Frage?!
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#2 Björn 2016-03-21 14:12
Hi, vielen Dank für die tollen Bilder auf FB und die ausgiebigen Berichte im Blog. Hört sich sehr interessant und spannend an. Könntest Du mir oder besser allgemein dem Leser noch den Unterschied zwischen einem Farbigen und einem Schwarzen in Südafrika erklären?
Danke.
Macht weiter so!
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#1 cosima 2016-03-19 14:12
Schade, dass dein reiseblog nun zu Ende ist. Tolle Bilder, schön geschrieben! Das hat wirklich große Lust auf mehr gemacht. Hoffe sehr, dass ich auch mal Südafrika erleben und ein freiwilligen Projekt besuchen kann.
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