Vor ca. 5 Jahren habe ich mein Abi gemacht und ich hatte schon lange vorher den Plan anschließend für ein paar Monate ins Ausland zu gehen. Ich hatte allerdings keine genaue Vorstellung, wohin es gehen sollte und habe mich dann dafür entschieden Freiwilligenarbeit in Ecuador zu leisten, da Ecuador kein typisches Reiseziel ist und ich gespannt war zu sehen wie die Menschen dort leben. Viele meiner Freunde und Verwandten waren sehr skeptisch in Bezug auf die Sicherheit, Kriminalität und die ärmlichen Verhältnisse in Lateinamerika, jedoch hat mich das nicht abgehalten.

Natürlich hatte ich auch etwas Angst alleine in ein Land zu reisen ohne zu wissen, was mich dort erwartet, aber als ich in Quito ankam wurde ich freundlich von meiner Gastmutter empfangen  und die Angst ist schnell verflogen. Trotzdem hatte ich in den ersten Tagen natürlich einen Kulturschock, denn man hat sehr schnell gemerkt, dass das Leben dort komplett anders ist als hier. Schon alleine die Fahrt mit dem Bus war eine interessante Erfahrung. Die Menschen haben sich in einer Schlange aufgestellt und sind nacheinander eingestiegen, sodass die; die als erstes da waren auch als erstes einsteigen durften. Eine Gewohnheit, die hier eher nicht vorstellbar ist, da jeder so schnell wie möglich reinspringen will und die meisten nicht mal warten wollen bis alle ausgestiegen sind. Außerdem waren die Busse meistens unglaublich voll, manchmal so, dass man kaum Platz zum Atmen hatte.Eine gute Gelegenheit für Diebe dich zu beklauen, da alle so eng zusammenstehen, dass man gar nicht merkt, wenn jemand an deine Tasche geht. So ist es auch mir ergangen, direkt einen Tag nachdem ich mir ein Handy gekauft hatte und endlich dort telefonieren konnte, wurde es mir im Bus aus der Tasche geklaut. Dabei sind die Diebe ziemlich clever vorgegangen, denn sie haben ein Schlitz unten in die Tasche geschnitten und das Handy rausgezogen, sodass ich nicht wirklich sauer war, sondern eher beeindruckt von ihren Fähigkeiten :D

Aber natürlich war es auch sehr ärgerlich und zeigt, dass man nie vorsichtig genug sein kann und immer seine Sachen im Auge behalten sollte. Einen weiteren erschreckenden Moment hatte ich als ich das erste Mal in das Stadtzentrum gegangen bin und sehr viele Menschen gesehen habe die körperlich eingeschränkt waren, zum Beispiel fehlte manchen Menschen ein Arm oder ein Bein. An eine Frau erinnere ich mich besonders, da sie sich nur auf Händen und Füßen fortbewegen  konnte.  

Aber trotz dieses ersten Kulturschocks habe ich mich schnell eingelebt und auch die schönen Seiten des Lebens in Ecuador kennengelernt. Dazu zählen vor allem die freundlichen Menschen dort, die unglaublich schöne Natur und vor allem die Möglichkeit sehr günstig in andere Städte zu reisen oder coole Ausflüge und Unternehmungen für viel weniger Geld als in anderen Ländern zu machen. Sehr zu empfehlen ist z.B. eine Reise in die kleine aber süße Stadt Baños, in der du nicht nur die schönen Wasserfälle beobachten kannst,  sondern auch viele interessante Aktivitäten wie z.B. Rafting machen kannst. Außerdem ist das Leben dort natürlich generell viel günstiger als hier, du kannst für ein paar Dollar richtig Essen gehen und vor allem auch für sehr wenig Geld Taxi fahren, was besonders vorteilhaft ist, wenn du spät Nachts nach einer langen Partynacht schnell und sicher nach Hause kommen willst. 

Da ich aber nicht nur zum Vergnügen, sondern auch zum Arbeiten und um die Sprache besser zu lernen nach Quito gekommen bin, habe ich zunächst ein paar Wochen Sprachunterricht gehabt, was nicht nur viel effektiver war als meine gesamten drei Jahre Spanischunterricht in der Schule, sondern auch sehr praktisch, um schnell andere Freiwillige kennenzulernen und Freunde zu finden. Anschließend habe ich an einem Projekt für Straßenkinder teilgenommen, in der ich den Kindern dabei geholfen habe ihre Hausaufgaben zu erledigen und außerdem anschließend mit ihnen gespielt habe, was sehr viel Spaß gemacht hat, da die Kinder alle sehr süß und voller Lebensfreunde waren und auch die Leiter des Projekts sehr nett waren.

Leider hat diese sehr erlebnisreiche und tolle Zeit nicht so toll für mich geendet, da ich am Ende meines Aufenthalts eine Blinddarmoperation überstehen musste, was mich und meine Familie zunächst in Angst versetzt hat. „In einem anderen Land krank zu werden, wenn man ganz alleine ist, ist meistens sehr beängstigend, aber dann auch noch in Ecuador“, haben sich die meisten meiner Freunde gedacht, da es schwer ist sich vorzustellen, dass die Standards dort so gut sind wie hier. Dies  ist in den staatlichen Krankenhäusern auch tatsächlich nicht der Fall, denn die Ärzte dort haben mich kaum untersucht und mir direkt irgendwelche Tabletten gegeben.  Aber als ich anschließend von meiner Gastfamilie erfahren habe, dass ich in ein privates Krankenhaus gehen sollte, da dort die Standards und Ärzte natürlich viel besser sind habe ich gemerkt, dass die Angst umsonst war, denn das Krankenhaus war sogar fast moderner als die meisten hier in Deutschland und auch die Ärzte waren alle sehr freundlich und genauso fähig wie hier.

So ist mein Aufenthalt in Ecuador zwar nicht so toll zu Ende gegangen, aber ich hatte trotzdem eine sehr tolle Zeit dort und werde auf jeden Fall noch einmal dahin zurückgehen und kann es dir sehr gut empfehlen :)

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