Inzwischen bin ich seit zwei Wochen wieder daheim und habe das Gefühl, dass die letzten 8 Monate wie im Flug vergangen sind. Im Oktober letzten Jahres ging es für mich nach Südafrika – in mein Land der Träume, indem ich zwei Jahre zuvor mit einer gebürtigen Südafrikanerin Urlaub machte. Nachdem ich mein Abitur fertig hatte, plante ich zwar zunächst gleich ein Studium zu machen, aber als ich dann vor der Entscheidung stand... Nö, doch lieber mal ne Auszeit :) Und wer mir jetzt noch sagt, ein Auslandsjahr nach dem Abitur sei Zeitvergeudung, der liegt meiner Meinung nach definitiv falsch! Selbst nach der Ausbildung oder einfach so im Berufsleben ist das Auslandsjahr immer eine Bereicherung fürs Leben. Besonders in Südafrika.
Mein erstes Projekt war der Kindergarten „Uit en Tuis“ in Goodwood, einem Vorort von Kapstadt. Ich habe mir ehrlich gesagt das Projekt sehr anders vorgestellt, irgendwie bedürftiger. Die Kinder dort sind für südafrikanische Verhältnisse recht wohlhabend. Der Alltag ist der ganz normale Kindergartenalltag. Die Kids werden morgens um 7 gebracht, gehen in ihre Gruppe, werden dort beschäftigt, es wird draußen auf dem Spielplatz gespielt, gegessen, geschlafen, aufs Klo gegangen und um 18Uhr hoffentlich pünktlich wieder abgeholt. Die Aufgabe der Volunteers ist es die Erzieher in den Gruppen bei Ihrem Alltag zu unterstützen oder manchmal sogar zu ersetzen. Das kann manchmal ziemlich anstrengend sein, besonders weil man jeden Tag in 8-Stunden Schichten arbeitet und somit in einem ganz normalen Arbeitsalltag ist – was nur in den wenigsten Kinderprojekten der Fall ist. Man hat je nach Schicht eine Mittagspause und bei früheren Schichten eine Tea-Break von 15min. Man kommt dadurch aber sehr schnell in den Alltag rein und bald ist es schon gar kein Problem mehr die Kids mit basteln, vorlesen, mit Puppen spielen oder draußen spielen zu beschäftigen oder auch mal beim Zähne putzen oder beim Toilettengang zu helfen.
Man wohnt als Volunteer in einem Appartment über dem Kindergarten. Wir waren allerhöchstens 9 Volunteers, es kann aber genauso sein, dass man alleine im Projekt ist. Mir sind die Kids sehr ans Herz gewachsen und es war sehr traurig als ich gehen musste. Auch mit dem Staff habe ich mich gut verstanden obwohl die ein oder anderen etwas eigen sind.
Ja jetzt natürlich zu Kapstadt. Eine wirklich wunderschöne Stadt. Von Goodwood nur 10-15min mit dem Minibustaxi (sehr billig) oder mit dem normalen Taxi bei Nacht (auch billig). So lässt sich die absolute beste Feiermetropole Südafrikas – die Longstreet – sehr gut erreichen. Man trifft wirklich auf die verschiedensten Leute. Dort tummeln sich viele Studenten und internationale Menschen alle im Alter unter 30. Es macht wirklich Spaß sich dort aufzuhalten. Die Discos sind super und für mich auf keinen Fall mit deutschen Discos zu vergleichen. Alles tanzt.
Mein persönlicher Favourite – Chez Ntemba. Eine afrikanische Disco. Ansonsten kann man in Kapstadt auch tolle Weintouren machen, in die Botanical Gardens in Kirstenbosch gehen und dort ein Konzert anschauen, einfach so an den wunderschönen Stränden chillen oder Sonnenuntergänge genießen. Ich habe noch nie so viele wunderschöne und einzigartige Sonnenuntergänge gesehen. In meiner Zeit habe ich viele Freundschaften geknüpft, unter anderem im Friseursalon in unserer Straße in Goodwood, bei dem man bei 12-stündigen Haare-flechten dann doch mal ins Gespräch kommt. Ein Tipp von mir: Freunde sind sehr wichtig bei einem Trip in ein neues Land. Deshalb sollte man innerhalb des Projektes mit den anderen Freiwilligen ein gutes Verhältnis haben und sich immer aussprechen wenn es Streit geben sollte. Auch hat es mir gut getan meinen eigenen Freundeskreis aufzubauen mit Leuten die man außerhalb kennenlernt, damit man zumindest am Wochenende auch mal was anderes sieht und erlebt.
Als mich im Februar meine Eltern besuchten, hieß es für mich Goodbye sagen, denn am nächsten Morgen ging es über die Garden Route über das Eastern Cape nach Kwazulu Natal in die Kleinstadt Ladysmith, in dem mein zweiten Projekt – das „Morester Children´s Home“ startete. Leider durfte diese Reise vom Südwesten bis in den Westen Südafrikas nur 5 Tage dauern, sodass ich nicht viel von der Garden Route gesehen habe und später beschloss sie einfach nochmal zu machen. Also nehmt euch bei der Garden Route wirklich Zeit – es lohnt sich.
Das Morester Children´s Home ist ein Kinderheim, in dem viele missbrauchte, schwererziehbare und Waisenkinder leben, aber auch Kinder von armen Eltern. Ich habe mich sofort willkommen gefühlt. Die Kinder sind an Volunteers gewöhnt und besonders die Kleinen kommen sofort auf einen zu gerannt. Das Altersspektrum reicht von wenig Tage alten Babys bis zum Teil 19-jährigen. Man hat als Volunteer nur wenige Verpflichtungen und sollte sich daher seine Aufgaben selbst suchen. So kann man ins Babyhaus gehen und dort ein wenig mithelfen oder einfach mal rausgehen, sich mit den Kids unterhalten oder Spiele machen.
Es dauert seine Zeit, bis man sich daran gewöhnt jetzt nicht mehr unbedingt gebraucht zu werden. Besonders wenn man wie ich einen normalen Arbeitsalltag hatte. Aber man stellt fest, dass die Kids sich wirklich über alles freuen und dann macht es auch Spaß mal etwas selbständig zu organisieren, wie einer Wasserschlacht, einem Vorleseabend oder einer Movienight zum Beispiel. Die Kinder wohnen grob nach Altersgruppen aufgeteilt in elf verschiedenen Häusern auf dem Gelände. In jedem Haus lebt ein Child-Care Worker.
Generell sollte man Ideen immer mit den Child-Care Workern absprechen, die einem auch helfen können. Und sich bei größeren Projekten an das Office wenden. Falls Andile – ein Social Worker – noch im Office ist dann wendet euch am besten an ihn – die anderen sind weiße Südafrikaner und etwas eigen einfach in manchmal Hinsichten.
Obwohl man in einem Kinderheim viel mehr Möglichkeiten hat sich zu beschäftigen und man sich eher wie eine Schwester zu den Kindern fühlt als eine Lehrerin, muss man sich meiner Meinung nach auch lieber einen eigenen Freundeskreis suchen.
Ladysmith ist ein sehr ländlicher Ort und schon beim Durchfahren merkt man, dass dort sehr afrikanisch und kulturell gelebt wird. Hier gibt es keine geführten Townshiptouren – hier lernt man eher Leute kennen, die im Township wohnen und das ist auch ganz normal. Klar sollte man immer aufpassen und auf keinen Fall das Office wissen lassen, wo man sich außerhalb des Kinderheims rumtreibt, aber ich habe sehr viel erlebt und gelernt, indem ich mich unter die Einheimischen getummelt habe. Ratz-Fatz wird man auf der Straße angesprochen, jeder will dein Freund sein und gleich deine Nummer haben.
Generell sind die Zulus ein sehr freundliches Volk und man muss sich einfach ein bisschen was trauen und sich mit jemanden von dort treffen. Erstmal auf keinen Fall alleine sondern am besten mit den anderen Volunteers. So baut man sich seine eigenen Freundschaften auf.
Ich war auf einer Beerdigung, einer Zuluhochzeit und ganz oft bei irgendwelchen Familys im Haus. Und ich habe auch ein paar Sachen auf Zulu gelernt und konnte sogar manchmal einigermaßen verstehen um was es geht, wenn sich zwei auf Zulu unterhalten.
Wenn jemand noch Fragen hat oder sogar in eines der Projekte geht dann meldet euch bitte bei mir :) Ich freue mich immer über Bilder oder Erfahrungen von anderen.
Liebe Grüße, Nadine