Ich hatte im Jahr 2011 die Möglichkeit fünf Monate in Nepal zu verbringen. In das Land habe ich mich, nach dem ersten Kulturschock (ich war vorher noch nie in Asien), sofort verliebt. Die Landschaft ist unglaublich schön und die Menschen sind fröhlich und haben mich direkt liebevoll aufgenommen. Man wird ständig von allen möglichen Leuten eingeladen und beschenkt und wenn man sich mal in Katmandu verläuft, gibt es auch immer jemanden, der einem aus der Patsche hilft.
Besonders wohl habe ich mich in meiner Gastfamilie gefühlt. Der Kontakt besteht bis heute und bei jedem Telefonat heißt es: „Wann kommst du zurück nach Nepal?!“ Natürlich ist es schwierig sich in einer ganz anderen Kultur zurecht zu finden, und am Anfang macht man viele Fehler, aber es ist auch unglaublich interessant etwas über die Feste, Götter und Bräuche des Landes zu lernen. Ich habe mich in Nepal immer gut aufgehoben und sicher gefühlt. Die meisten Leute sprechen super Englisch und wenn nicht lernt man eben Nepali. Was mir am besten gefallen hat ist die optimistische Arte der Nepalesen, die andauernd lachen.
Nun ein paar Sätze zu meinem Tagesablauf:
In einem Land von Frühaufstehern wurde ich Morgens gnadenlos aus dem Bett geworfen (egal ob gerade Wochenende war oder ich krank im Bett lag). Nach dem morgendlichen, total leckeren Milchtee bin ich dann zum Kinderheim gegangen. Was ich da so den ganzen Tag gemacht habe kann ich gar nicht sagen, aber ich hatte eine Menge Spaß! Um halb 9 haben wir alle zusammen Reis mit Linsen gefrühstückt (das hat nach einer Eingewöhnungszeit von ungefähr drei Monaten sogar richtig gut geschmeckt!) Danach haben sich die Kinder fertig gemacht und um halb 10 sind wir dann die halbe Stunde zur Schule gelaufen. Bei glühender Sonne oder Monsoon nicht immer ein Vergnügen...
In der Schule war es manchmal langweilig, weil es nicht immer etwas zu tun gab, aber oft hatte ich auch viel Spaß dabei mit den Lehrern und Schülern Volleyball zu spielen oder Englisch zu unterrichten. Letzteres leider immer sehr spontan. Gleich an meinem ersten Tag wurde ich mit den Worten: „You teach them english language, I go now!“ vor einer Klasse zurück gelassen. Schock! Nach der Schule hatte ich Zeit mit den Heimkindern zu spielen oder einfach nur herum zu sitzen und zu reden. Gerade Abends, wenn ich entscheiden musste wann ich wieder gehe, war es allerdings oft schwierig es sowohl meiner Gastfamilie, als auch den Kindern Recht zu machen, die Beide so viel Zeit wie möglich mit mir verbringen wollten.
Ich bin in den fünf Monaten viel herum gekommen, habe alles mögliche besucht und besichtigt, aber am liebsten war ich einfach nur in meinem Dorf, zusammen mit den Menschen, die mir so ans Herz gewachsen sind, und habe den Alltag genossen. Es war eine unglaubliche Erfahrung sich so intensiv auf eine andere Kultur und Lebensweise einzulassen und mit nichts zu vergleichen was ich bisher in meinem Leben gemacht habe. Ich habe mein Essen mit den Fingern gegessen, bin auf den Dächern von Bussen durch die Gegend gefahren und hatte die Möglichkeit wunderbare Freunde zu finden. Das ist eine Chance, die keiner verpassen sollte. Es kommt natürlich immer darauf an in welchem Projekt und in welcher Familie man landet, aber das Risiko lohnt sich!
