Am 3. August 2013 war es endlich soweit: meine Reise nach Goa begann. Mitten in der Nacht nahm ich den Zug nach Frankfurt, von dort aus ging es mit dem Flugzeug weiter nach Doha (Qatar), um dann, einen Tag später, endlich in Goa zu landen. Ich war zugegebenermaßen mit einem eher schlechten Gefühl losgeflogen, da ich im letzten Jahr sechs Wochen in England verbracht hatte und mich der dortige Aufenthalt nicht wirklich begeistern konnte. Indien hatte mich allerdings schon immer begeistert und so versuchte ich alle Zweifel zu vergessen und mich voll und ganz auf das Land und die Menschen einzulassen. Am Flughafen in Goa wurde ich von Michael, unserem Koordinator, abgeholt und zu dem Haus in Assonora gebracht, in dem ich die nächsten Wochen verbrachte. Im Haus angekommen, machte Michael mir einen typischen Chai Tee und ich war erstaunt, über die Menge an Zucker, die in eine Tasse Tee passt.
Am nächsten Morgen lernte ich meine Mitbewohner kennen, die mich alle sehr freundlich aufnahmen und mir erklärten, wie Wasserfilter, Dusche, Licht und andere Dinge funktionierten. Eigentlich sollte am ersten Tag auch meine Einführungswoche beginnen, da ich jedoch die Einzige war, die am 3. August ankam, wurde meine Einführungswoche um eine Woche verlegt und ich startete direkt mit der Freiwilligenarbeit. Morgens besuchten wir Frauen in einem Frauenhaus, machten mit ihnen Sport, tanzten, spielten Spiele, oder malten. Nach dem Mittagessen ging es dann weiter in den Old Slum, um Kinder und Jugendliche zu unterrichten. Ich hatte nicht einmal daran gedacht, danach zu fragen, wie die Schule dort aufgebaut sein würde, denn ich wusste ja, wie eine Schule aussieht. Als wir ankamen wurde ich jedoch eines Besseren belehrt. Die ‚Schule‘ war ein einziger Raum, besaß keine Fenster und auch keine Tische und Stühle. Mein kleiner Schock legte sich jedoch schnell, als mehrere Kinder auf mich zuliefen, mich umarmten und freudig „new teacher“ riefen. Die Kinder im Alter von zwei bis fünfzehn Jahren waren in drei Gruppen unterteilt, für die mittlere Gruppe war ich zuständig. Beibringen durfte ich den Kindern alles, nicht nur Englisch, sondern auch Mathematik, Geografie, Umweltlehre, oder was sonst als wichtig empfunden wurde. Nach dem Unterricht hatten wir noch circa eine Stunde Zeit, um mit den Kindern draußen zu spielen und sie zu beschäftigen.
Nach der Arbeit in den Projekten fuhren wir zurück in unser Haus und aßen zu Abend. An einigen Abenden fuhren wir aber auch nach Panjim (die Hauptstadt Goas) oder an einen der vielen Strände Goas, um dort essen zu gehen, oder kleine Einkäufe zu erledigen. Die Fahrten von Assonora nach Panjim, oder zum Strand dauern zwar vierzig Minuten, da die Taxipreise aber sehr gering sind, ist es kein Problem auch mal außerhalb zu essen.
In der zweiten Woche meines Aufenthalts fand dann meine Einführungswoche statt. Gemeinsam mit zwei Neuankömmlingen lernte ich die Gegend rund um Assonora kennen, besuchte einen riesigen Markt in Mapusa und eine Gewürzplantage und schaute ein Bollywood Movie. Neben der Einführungswoche nutzen wir aber auch die Wochenende, um mehr von Indien kennen zu lernen. Mein absolutes Highlight war dabei ein Wochenendausflug nach Palolem. Der Weg dorthin war zwar mit einer langen Fahrt auf eher unbequemen Bussitzen verbunden, aber es lohnte sich auf jeden Fall. Ich verbrachte ein wunderbares Wochenende an dem schönsten Strand, den ich jemals gesehen habe, konnte wilde Delphine bestaunen und für den gesamten Preis des Ausfluges (mit Fahrt,
Hotel und Essen) hätte ich in Deutschland nicht einmal die Busfahrt bezahlen können. Wer nach Goa kommt, sollte sich also auf jeden Fall genug Zeit nehmen, um auch einmal weiter weg zu fahren, oder auch zu fliegen. Ausflugtipps bekommt man meist von Michael, oder anderen Freiwilligen und zur Not gibt es tatsächlich auch Reisebüros in Indien.
Sechs Wochen nach meiner Ankunft in Indien ging es dann zurück an den Flughafen. Der Abschied fiel mir unglaublich schwer, da ich mich mittlerweile sehr wohl in Assonora fühlte, die Frauen aus dem Frauenhaus und die Kinder ins Herz geschlossen hatte und auch Freunde gefunden hatte, mit denen ich so viel Zeit verbrachte, dass es mir vorkam, als hätten wir Jahre miteinander in Indien verbracht. Ich bereue es auf keinen Fall, trotz der vielen negativen Schlagzeilen über Indien und Einwänden von Freunden, dieses Land bes ucht zu haben und würde mich sehr freuen, wenn ich in ein paar Jahren noch einmal die Chance und Zeit haben sollte Indien zu besuchen.