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Wichtig: Dieses Programm wurde bis auf weiteres eingestellt.

Aufgrund der weltweiten Pandemie und damit verbundenen Unsicherheiten und Reiseeinschränkungen haben wir uns dazu entschlossen, die Vermittlung von Work and Travel Programmen, Freiwilligenaufenthalten und Praktika vorerst einzustellen.

Aus der heutigen Sicht können wir dir keine zuverlässige Einschätzung geben, ab wann wir diese Programme wieder uneingeschränkt anbieten werden können.

Wir freuen uns,  dir Au Pair Aufenthalte im Ausland weiterhin anbieten zu können und auf diesem Weg jungen Menschen Auslandserfahrungen zu ermöglichen. 

 

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Erfahrungsbericht Freiwilligenarbeit in Indien von Mareen

Die Frage nach dem Glück
Größte Demokratie der Welt, aufstrebende Wirtschaftsmacht, ambitionierter Akteur auf internationaler Bühne – Indien hat in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Auch die Speyerer XXpress-Mitarbeiterin  Mareen Seidel berichtet über das südasiatische Land.

Da stand ich also mit meinem Abiturzeugnis in der Hand und jeder Menge Pläne im Kopf. Schließlich wurde ich jetzt erst aus der Schule ins richtige Leben entlassen und sollte entscheiden, wohin es mich verschlägt. Schon immer war mir klar, dass ich nach dem Schulabschluss einen Tapetenwechsel brauchte: Ich wollte etwas anderes sehen, Menschen kennenlernen, ein fernes Land bereisen. Noch klarer war: Mich zog es nach Indien, ein Land, dessen Facettenreichtum eine große Anziehungskraft auf mich ausübte. Deshalb entschied ich, mithilfe der Organisation „Multikultur“ Freiwilligenarbeit zu leisten und in Kinderzentren, Waisenhäusern und Slums Englisch zu unterrichten. Circa einen Monat nach diesem Entschluss saß ich erwartungsvoll und aufgeregt im Flieger nach Karnataka in den Südwesten Indiens. Obwohl ich vorher zahlreiche Reisebroschüren und Erfahrungsberichte gewälzt hatte, wurde ich von einem Kulturschock erfasst, der zwar zu erwarten war, aber doch mit einem Mal alle meine Sinne vereinnahmte: Das drückende Wetter brachte mich genauso zum Schwitzen wie die hupenden und rasenden Autofahrer im täglichen Verkehrschaos. Die Müllberge an den Straßenrändern roch ich gleichermaßen wie die kunterbunten Gewürze, die auf den Märkten verkauft wurden. Die abgemagerten Kühe, die die Wege nach etwas Essbarem durchforsteten nahm ich im gleichen Moment wahr, in dem ich die indischen Frauen in ihren traditionellen „Sarees“ erblickte. Kurzum: Die nächsten sechs Wochen sollten unglaublich beeindruckend werden.

Erfahrungsbericht Freiwilligenarbeit in Indien von Mareen

All diese Wahrnehmungen wurden ergänzt durch emotionale Einflüsse, die bei der sozialen Arbeit hinzu kamen. So betreute ich in Waisenhäusern in der Stadt Madikeri Jungen und Mädchen, deren Eltern es sich nicht leisten können, sie zu ernähren. Wir spielten Kricket, machten Musik und versuchten täglich, so viele englische Begriffe wie möglich aus den Kindern herauszukitzeln.

In einem anderen Kinderzentrum in Goa brachte ich fünf- bis 15-Jährigen Englisch bei; Landeskunde wurde mit Geographie vermischt, deutsche, indische und englische Lieder wurden gesungen und kreative Handarbeiten angefertigt. Hierbei hatte ich es mit einem breiten Bildungsspektrum zu tun: Manche Kinder verstanden gar kein Englisch, andere besuchten bereits eine Schule. Doch egal, wen man unterrichtete, es galt ein Leitsatz: Den Kindern sollte gleichermaßen „eductation“ wie „happiness“ gegeben werden, denn dies bringe die Kinder dazu, trotz schwerer Lebensumstände weiterhin an sich zu glauben.

Dass dies leichter gesagt als getan ist, erlebte ich in einem kleinen Slum in Goa, in dem wir nachmittags einer Gruppe von circa 15 Jungen Lesen und Schreiben beibrachten. Die generell anstrengende Arbeit mit Kindern, die keinerlei Basiswissen besaßen, kombiniert mit der Hitze und den schlechten hygienischen Zuständen hatte ich vorher noch nie erlebt und brauchte einige Eingewöhnungszeit. Tägliche kleine Lernerfolge wurden überschattet von der Gewissheit, dass die Kinder nach dem Unterricht in einen dunklen Vier-Quadratmeter-Raum zurückkehren und unter sehr ärmlichen Bedingungen leben würden.

Und spätestens in diesen Momenten fing ich an, viele Dinge in Frage zu stellen: Ich fragte mich, ob unsere sozialen Projekte fruchten, oder ob die Kinder in zwei Monaten schon wieder vergessen haben, wie man das Alphabet schreibt. Ob es nicht zynisch ist, dass wir sozialen Arbeiter am Ende des Tages wieder in unser Freiwilligenhaus gehen konnten und die Jungen in den Slums zurücklassen mussten. Und vor allem, woran man Glück und Zufriedenheit festmacht, denn ich traf einige sehr arme Menschen, die auf mich einen zufriedeneren Eindruck machten als so mancher wohlhabende Deutsche.

Ein Schlüsselmoment bei der Frage nach dem Glück war der Strandbesuch, den wir mit den Jungen aus dem Slum unternahmen. Einige von ihnen verließen an diesem Tag zum ersten Mal ihre Hütte, um das Meer zu sehen. Einer der auffälligeren Jungen, der sonst kaum zu bändigen war, saß mir im Auto gegenüber auf dem Weg zum Strand. Sonst rastlos und zappelig, starrte er wortlos, mit weit aufgerissenen Augen aus dem Fenster, presste seine Hand gegen die Scheibe und jauchzte jedes Mal vor Vergnügen, wenn wir eine Kuh am Straßenrand passierten. Am Meer angekommen warfen sich die Jungen ausgelassen in die Wellen. Ich stand da, machte Fotos und beobachtete Sorglosigkeit und Glück, die jedem Einzelnen von ihnen ins Gesicht geschrieben stand. Und in diesem Moment wusste ich, dass ich zumindest einen kleinen Teil dazu beitragen konnte, den Leitsatz von „education“ und „happiness“ zu erfüllen.

In meiner letzten Woche nahm ich an einer Trekkingtour in den Bergen Madikeris teil und sollte dort meine Tage in der Hütte einer indischen Stammesfamilie verbringen – ohne warmes Wasser, nahezu ohne Strom und ohne Anbindung an die Außenwelt. Zwar waren die Tage körperlich sehr anstrengend, da die Hütte wenig Raum bot, um sich vom Bergsteigen zu erholen, dennoch war es faszinierend, zu sehen, wie sich die Stammesfamilie mit selbst angebautem Obst und Gemüse versorgte, unabhängig von ihrer Außenwelt lebte und nicht den Eindruck machte, ihren Berg verlassen zu wollen. In dieser Zeit wurde mir wie so oft in Indien bewusst, dass materieller Reichtum und Zufriedenheit nicht zwangsläufig miteinander einhergehen müssen. Denn auch bei dem indischen Stamm hier schien „happiness“ zu herrschen.

Nach sechs Wochen voller schweißtreibender Arbeit, hupender Autos und emotionaler Grenzerfahrungen saß ich erschöpft in meinem Flieger nach Hause und empfand vieles: Dankbarkeit, dass mir ein Land wie Indien so viele Denkanstöße und Eindrücke geboten hatte. Das Bedürfnis, viele Erinnerungen meiner Familie und Freunden mitzuteilen. Und die Gewissheit, dass eine solche Reise viel mehr wert sein kann als ein Abiturzeugnis in der Hand. (yma)

Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Speyerer Rundschau
Ausgabe: Nr.151
Datum: Mittwoch, den 03. Juli 2013
Seite: Nr.18
"Deep-Link"-Referenznummer: '91_12350957'
Präsentiert durch DIE RHEINPFALZ Web:digiPaper

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