Hola:
Seit einer Woche bin ich nun zurück von meinem zehnwöchigen Aufenthalt in Costa Rica und vermisse alles schon sehr.
Die ersten vier Wochen machte ich einen Sprachkurs, zwei Wochen in der Sprachschule nahe Heredia und zwei Wochen an der Pazifikküste. Vom ersten Tag an habe ich mich willkommen gefühlt in meiner ersten Gastfamilie in Barrio Jesus und auch in der Sprachschule lernte ich gleich nette Leute kennen.
Der Sprachkurs ging von 8 Uhr bis 12 Uhr, danach ging ich zu meiner Gastfamilie zurück, um dort zu Mittag zu essen und mich ein wenig mit meiner Gastmutter zu unterhalten. Mittags traf ich mich mit anderen Volontärs in der Sprachschule und wir erzählten oder planten unsere Wochenendtrips. Manchmal gingen wir auch nach Heredia oder Santa Barbara.
Auch die Zeit an der Sprachschule an der Pazifikküste war schön, wobei wir dort nur zu zweit waren, die Sprachschule nur ein leerstehendes Haus war und die Gastfamilie in deutlich ärmlicheren Verhältnissen gelebt hat als in Heredia. Nach dem Sprachunterricht sind wir mit dem Bus an den Strand gefahren, der kaum besucht und sehr naturbelassen war. Auch organisierte uns der Direktor der Organisation vor Ort zwei Stunden Surfkurs in Jaco, was sehr anstrengend war, aber superviel Spaß machte.
Nach meinem Sprachkurs wechselte ich für mein Freiwilligenarbeit Projekt nach Esterillos Oeste an den Strand. Dort wohnte ich in einem Condominio, einer Art Ferienhausanlage mit Pool und Wachmännern. Ich fühlte mich von Anfang an superwohl in der Familie, die aus meiner Gastmutter, der Köchin des Kindergartens und der Englischlehrerin der Grundschule bestand.
Auch wohnte immer mal wieder der Sohn und der Bruder meiner Gastmutter im Haus mit. So war immer jemand da und ich habe mich nie alleine gefühlt. Schon nach wenigen Wochen hatte ich meine drei Gastmütter sehr lieb gewonnen und ich habe mich wirklich wie zuhause gefühlt.
Mein Projekt war an der Grundschule vor Ort. Ich arbeitete normalerweise von 8 bis 12 Uhr. Die rund 60 Kinder an der Schule waren von sechs bis 12 Jahre alt und in sechs Klassen unterteilt, jedoch hatten einige Klassen zusammen Unterricht. Die meiste Zeit half ich in den Klassen des Direktors in allen Fächern mit, z.B. brachte ich Tafelanschriebe an, diktierte, korrigierte Examen und Hausaufgaben und half den Kindern bei Fragen während den Aufgaben im Unterricht.
Die Englischlehrerin arbeitete nur drei Tage in der Woche, und nahm meine Hilfe auch nicht groß in Anspruch, da es ihr anscheinend unangenehm war, dass meine Englischkenntnisse die ihre deutlich übertrafen. In den Pausen spielte ich mit den Kindern und aß in der Mittagspause mit ihnen. Generell hatte ich nicht viel zu tun und Englisch unterrichtete ich auch nicht. Trotzdem machte mir die Arbeit sehr viel Spaß; die Kinder und auch die Lehrer, die alle noch recht jung waren, nahmen mich sofort total herzlich auf und ich war sofort integriert. Sowohl mit den Chiquitos als auch mit den Größeren kam ich super zu recht und alle sind mir sehr ans Herz gewachsen. Schule ist dort sehr viel entspannter als in Deutschland und auch das Lernniveau ist nicht vergleichbar. Darüber sollte man sich immer im Klaren sein während seiner Arbeit.
Mittags ging ich häufig an den Strand, der nur 5 Minuten von meinem Haus entfernt war, oder in den Pool des Condominio. Abends gab es dann wieder warmes Essen, was immer sehr gut schmeckte und in der Gastfamilie in Esterillos auch abwechslungsreicher und nicht ganz so traditionell war als in Heredia, wo es viel Reis und Bohnen gab. In Costa Rica wird im Verhältnis zu Deutschland viel mehr gegessen; es können durchaus alle drei Mahlzeiten am Tag warme Gerichte sein, die viele Kohlenhydrate und Ei enthalten.
Am Wochenende reiste ich mit anderen Volontärs, die inzwischen zu sehr guten Freunden geworden waren. Einmal nahmen wir vom Projekt eine Woche frei, um auch noch nach Panama zu können. Die Reisen waren immer sehr lustig und eine gute Abwechslung zum Alltag im Projekt. Zudem haben wir so viel von Costa Rica gesehen, auch wenn man einige Zeit im Bus verbringt, um an den gewünschten Ort zu kommen.
Abschließend kann ich sagen, dass ich die Zeit in Costa Rica sehr sehr genossen habe und das Lebensmotto „Pura Vida“ schnell übernommen habe. Die herzliche fröhliche und entspannte Art der Ticos hat mir sofort zugesagt. Wenn man akzeptiert und versteht, dass dort alles langsamer und mit einer großen Gelassenheit erledigt wird bzw. oft auch einfach gar nichts gemacht wird, kann man das Land und die Leute wirklich lieben lernen. Auch darf man sich nicht runterziehen lassen, wenn Sachen anders laufen, als man es sich vorgestellt hat.
Viele Dinge sind nicht so, wie vorher in Deutschland beschrieben, jedoch sind sie deshalb nicht schlecht. Multikultur und die Organisation vor Ort geben sich viel Mühe, die Teilnehmer bei Problemen oder Unstimmigkeiten zu unterstützen.
Ich habe viel erlebt, viele positive Erfahrungen mitgenommen und auch mein Spanisch hat sich um einiges verbessert. Der Abschied ist mir unendlich schwer gefallen und ich wäre am liebsten noch länger in Costa Rica geblieben, um noch ein bisschen das Pura Vida dort zu genießen ;).