Schon lange stand für mich fest, dass ich nach dem Abitur ein Jahr ins Ausland gehen wollte. Während meiner Schulzeit besuchte ich zwei Jahre die Spanisch-AG und hatte so viel Spaß beim Erlernen der Sprache, dass ich beschloss als Au-Pair nach Spanien zu gehen und dort die Sprache besser zu lernen.
Ich bewarb mich bei Multikultur und erhielt schon bald darauf einen Familienvorschlag aus Ibiza. Die Familie bestand aus meiner Gastmutter Noemi und ihren drei Kindern Carlos (6), Andrea (8) und Lucía (10). Ich fand die Familie von Anhieb an sympathisch und nach unserem Skype-Telefonat stand für mich fest, dass ich für 10 Monate nach Ibiza gehen werde. Obwohl ich mich sehr auf das „Abenteuer Au-Pair“ freute, fiel mir der Abschied von Familie und Freunden total schwer.
In Ibiza wurde ich sehr lieb von meiner Gastfamilie empfangen und fühlte mich auch sofort wohl in meinem neuen Zuhause. Die Verständigung war für mich am Anfang sehr schwierig. Mit meiner Gastmutter Noemi konnte ich mich noch ein bisschen auf Englisch verständigen, doch mit den Kindern war das etwas schwieriger, weil mein Spanisch eher bescheiden war. Am Anfang hatte ich auch sehr viele Schwierigkeiten mit den Kindern, vor allem mit der kleinen Andrea, die mich noch nicht so wirklich akzeptieren wollte. Auch mit dem kleinen Carlitos hatte ich so meine Probleme, denn er war desöfteren kaum zu bändigen und hat seine Schwestern oft ohne Grund geschlagen. Zum Glück legte sich das alles mit der Zeit und ich habe die Kinder sehr in mein Herz geschlossen. Trotz dieser Schwierigkeiten habe ich mich sehr schnell dort eingelebt und schnell verbesserte sich auch mein Spanisch.
Mein Tagesablauf sah ungefähr so aus:
Unter der Woche stand ich um 8.15 Uhr auf, machte Frühstück und Schulbrote für die Kinder und half ihnen beim Anziehen. Zur Schule, die um 9.00 Uhr anfing und nur 200 m entfernt lag, sind sie alleine gegangen. Dann habe ich die Wohnung ein bisschen aufgeräumt (einmal in der Woche war Hausputz angesagt) und die Wäsche gemacht. Um 12.45 Uhr musste ich die Kleinen von der Schule abholen und während sie gespielt oder ein bisschen ferngesehen haben, habe ich gekocht und wir haben daraufhin zusammen zu Mittag gegessen. Um 15.00 Uhr hatten sie dann noch einmal Schule bis um 17.00 Uhr. Dienstags und donnerstags hatte Carlos nach der Schule Fußball. Freitags hatten die drei durchgängig von 9 - 14.00 Uhr Schule. Nachdem die Kinder ihre Hausaufgaben gemacht haben, bin ich mit ihnen auf den Spielplatz und im Sommer an den Strand gegangen. Oft war es sehr schwer, sie zu übbereden, mit mir raus zu gehen, da sie es lieber vorzogen, vor dem Fernseher oder dem Computer zu sitzen. Das war etwas, was mich sehr gestört hat und was ich auch oft meiner Gastmutter gesagt habe, die aber nicht wirklich was dagegen unternommen hat. Gegen 20.30 Uhr gab es dann Abendessen und vor dem Schlafengehen durften die Kinder noch bis 22.00 Uhr fernsehen.
Am Anfang war es für mich sehr schwer, Leute kennenzulernen, denn es gab, soweit ich wusste, keine anderen Au-Pairs auf der Insel. Nach ein paar Wochen lernte ich zufällig ein Au-Pair aus England kennen, die auf die gleiche Sprachschule ging wie ich. Durch meinen Sprachkurs, den ich zweimal die Woche besuchte, habe ich auch einige Leute kennenlernen können. Über Weihnachten und Silvester war ich in Deutschland und habe die Feiertage mit Familie und Freunden verbracht, die mir unglaublich gefehlt haben. Nach einiger Zeit habe ich durch eine Facebook-Gruppe noch zwei andere Au-Pairs kennengelernt, mit denen ich mich sehr oft getroffen habe und mit denen ich mich super verstanden habe.
Die letzten zwei Monate waren so ziemlich die schönste Zeit, die ich dort hatte: Für 3 Tage bin ich mit einer Freundin nach Madrid geflogen, wo wir die DELE-Prüfung (Diplom für Spanisch als Fremdsprache) abgelegt haben und auch sehr viel von der Stadt gesehen haben. Kurz darauf hat mich meine Familie für eine Woche besucht und - obwohl ich bis nachmittags arbeiten musste - konnte ich ihr viel von der Stadt zeigen und auch ganz viel Zeit am Strand verbringen. Auch habe ich mich sehr oft mit den Mädels getroffen und wir sind feiern gegangen.
Ich bin sehr froh, dass ich diese tolle Erfahrung machen konnte, denn ich habe viele tolle Leute und die spanische Kultur kennengelernt und außerdem auch die Sprache gelernt. Ibiza ist eine wunderschöne Insel mit traumhaften Stränden und offenen und herzlichen Menschen. Nie werde ich diese tolle Zeit vergessen.
