Das ging mir durch den Kopf als eine Familie mich im Juni 2011 fragte, ob ich nicht als Au Pair für sie arbeiten möchte. Ein halbes Jahr Dunkelheit mit Kälte und das andere halbe Jahr keine Nächte?
Weit gefehlt, denn die Familie, die mich anschrieb, wohnt im Südwesten des Landes, in Stavanger, der Ölstadt. Meine Gasteltern arbeiten in ebenjener Branche als Ingenieur und Finanzberaterin.
Dringend war also nach jemandem gesucht, der auf die vierjährigen Zwillinge aufpasst und sie versorgt, während die Eltern abwesend sind. So richtete sich meine Arbeitsplanung nach den Arbeitszeiten der Eltern:
Morgens gegen 7 Uhr begann meine „Arbeit“, nämlich kurz bevor die Eltern das Haus verlassen. Ich frühstückte mit den beiden Jungs, half ihnen beim Anziehen und fertig machen und fuhr mit ihnen gegen 9 Uhr mit dem Bus zum Kindergarten. Anschließend nahm ich den Bus wieder nach Hause und erledigte – je nach Wochentag – unterschiedliche Aufgaben wie zum Beispiel Staubsaugen, Wischen, Wäsche zusammenlegen, Bad und WC putzen oder Mittagessen kochen. Dafür hatte ich extra eine Tabelle mit den jeweiligen Aufgaben für den Wochentag bekommen. Die Eltern holten die Kinder dann nach der Arbeit gegen kurz vor 16 Uhr ab. Anschließend gab es dann Mittagessen. Ein- bis zweimal pro Woche, meist freitagabends, kam noch „Babysitten“ dazu. An den freien Nachmittagen konnte ich entweder Sport treiben, in die Stadt fahren oder mich mit anderen Au Pairs treffen (in der Gegend gab es noch sechs weitere deutsche Au Pairs).
Damit ich mich mit den Kindern, die noch kein Englisch sprachen. verständigen konnte, habe ich an zwei Abenden der Woche einen Norwegischkurs besucht, der mir neben der Sprache auch die Kultur näher brachte. So ist vieles dem Deutschen ähnlich. Die Forderung der Kinder nach 'sjokolade' war zum Beispiel sofort verständlich. Die Sprache lässt sich dank der gemeinsamen Wurzeln im Altgermanischen leicht erlernen.
Während meiner Zeit in Norwegen standen mir 23 Urlaubstage zu, die ich für alle möglichen Reisen genutzt habe. So flog ich im Januar 2012 nach Trondheim, nach einer Übernachtung dort ging es weiter mit dem Zug nach Bodø (leider war ich an einem Sonntag dort und an Sonntagen ist in kleineren „Städten“ tote Hose). Nach ein paar Stunden Aufenthalt bin ich an Bord der MS Lofoten gegangen (ein altes Postschiff der Hurtigruten) und nach Tromsø gereist. Zu dieser Zeit fand einer der größten Sonnenstürme der letzten Jahre statt, der sich auf der Erde durch spektakuläre Nordlichter bemerkbar gemacht hat. Das ist eines der Erlebnisse, die ich nie vergessen werde, ebensowenig wie meine Reisen zum Nordkapp, nach Oslo oder auch nach Stockholm.
Fazit: Norweger sind sehr nette und hilfsbereite Menschen und wenn man noch gerne reist oder auch die Natur mag, ist man in Norwegen gut aufgehoben.
Ha det!
