Nach jahrelangem Warten und riesiger Vorfreude war es am 31. August 2015 soweit: Es ging nach Norwegen. Zugegeben, Norwegen war nicht meine erste Wahl, als ich mich entschieden habe ein Jahr ins Ausland zu gehen. Wie viele andere wollte ich immer nach Amerika oder Neuseeland. Aber warum sich nicht mal von der Masse abheben und was Neues ausprobieren? Ich hatte schon oft von der einzigarten Natur Norwegens gelesen und entschied, mir nun selbst einmal ein Bild davonzumachen.
Nachdem ich mich von Familie und Freunde verabschiedete und nun im Flieger saß, wurde mir erst klar, dass jetzt ein neuer Lebensabschnitt beginnen würde, fernab von Familie und Freunde. Meine neue Heimat war das beschauliche Dörfchen Etne in der Nähe von Haugesund an der Westküste Norwegens. Ich war nun Teil einer neuen Familie. Ich lebte in einer dänischen Familie zusammen mit meinen Gasteltern und meinen Gastkindern Theodor (5 Jahre) und Augusta (2 Jahre).
Da meine Gasteltern beide Ärzte waren und dementsprechend viel arbeiteten, war meine Hauptaufgabe mich um die Kinder zu kümmern. Ich machte sie morgens fertig und fuhr mit ihnen zum Kindergarten und zur Schule, wo ich sie auch später wieder abholte. Danach war ich meistens noch ein paar Stunden mit den Kindern alleine, in denen ich mit ihnen spielte, backte und bastelte. Aber nicht nur das Sorgen um die Kinder gehörte zum Aufgabenbereich eines Au Pairs. So musste ich natürlich auch einige anfallende Tätigkeiten im Haushalt erledigen, wie z.B. Staubsaugen, die Kinderzimmer aufräumen und gelegentlich auch mal kochen.
Um mich mit den Kindern besser verständigen zu können habe ich bis zu dreimal wöchentlich einen Sprachkurs besucht. Norwegisch ist eine ziemlich leichte Sprache, sodass meine Scheu, Schwierigkeiten bei der Verständigung zu haben sehr schnell verflog. Schon nach einigen Wochen war mir die Sprache so vertraut, dass die Kommunikation mit meiner Gastfamilie kein großes Problem mehr war.
Im Sprachkurs und durch den Handballverein lernte ich einige Norweger kennen. Ganz allgemein hat mich die Mentalität der Norweger sehr fasziniert. Sie sind super hilfsbereit und höflich. Das Klischee des zurückhaltenden und verschlossenen Norwegers lässt sich jedoch teilweise bestätigen. Anfangs ist es relativ schwer, unter den Norweger mitzumischen. Lernt man sie aber erstmal besser kennen, so sind sie sehr offen und man kann viel Spaß mit ihnen haben.
Natürlich habe ich die Zeit nicht nur bei meiner Gastfamilie verbracht, sondern versuchte so oft wie nur möglich durch Norwegen zu reisen. So war ich z.B. mit anderen Au Pairs auf einem Hüttenwochenende bei -16 Grad, ohne Strom und Wasser. Da die Sonne im Winter deutlich früher als in Deutschland untergeht, konnten wir bereits um 16:30 Uhr nachtrodeln. Das war ein Abenteuer, dass ich sicherlich nie wieder vergessen werde.? Zudem war ich bei der Biathlon WM in Oslo und ein Wochenende mit anderen Au Pairs in Bergen Aber auch mit meiner Gastfamilie war ich in den Ferien unterwegs. Es ging in ihre Heimat Dänemark, wo wir eine sehr schöne Woche in ihrem Sommerhaus in Aarhus verbrachten.
Nach bereits 8 Monaten hieß es dann wieder Abschied nehmen von meiner Gastfamilie. Einerseits habe ich mich natürlich auf meine Familie in Deutschland gefreut, andererseits war es nicht leicht, Norwegen mit seiner atemberaubenden Natur und den so herzlichen Menschen zu verlassen. Aber eins ist sicher, dass es kein langer Abschied sein wird!
Ich kann abschließend sagen, dass ich es keineswegs bereue mich für eine Zeit fernab von meiner Heimat entschieden zu haben und die Chance jederzeit wieder nutzen würde.
