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Frankreich

Ich hatte schon in der 10. Klasse entschieden, dass ich nach meinem Abitur zuerst einmal was „nichtschulisches“ machen wollte. Für mich was klar ich wollte ins Ausland, am liebsten nach Frankreich, weil ich die Sprache so liebe. Da ich aber nicht ganz auf mich allein gestellt sein wollte, fiel meine Wahl auf ein Jahr als Au pair in einer Gastfamilie.

Nachdem Multikultur eine Familie für mich gefunden hatte, baute ich schon einmal aus Deutschland Kontakt zu ihr auf, um sie besser kennen zu lernen. So war die Aufregung auch nicht so groß, als ich am Gare de L’est in Paris aus dem Zug stieg.
Die beiden Jungs um die ich mich fortan kümmern sollte waren wohl nervöser als ich, aber das legte sich schnell. Mit dem Auto ging es dann in eine doch relativ weit außerhalb liegende Stadt vor den Toren von Paris. Das bedeutete für mich also die nächste Zeit würde ich den Nahverkehr auf der Ile de France besser kennen lernen.
Ich bekam ein Zimmer unterm Dach, das zwar klein war, aber das ich mit Hilfe von Fotos und Deko heimisch einrichtete. Der größte Nachteil daran war, dass ich alles was im Haus los war mitbekam, also auch, wenn die Kids am Wochenende schon um 7 Uhr putzmunter waren.

Meine Arbeitszeiten waren wirklich angenehm, ich musste nur 4 Tage die Woche nachmittags bis Abends 2 ½ Stunden arbeiten und an dem schulfreien Mittwoch von morgens 8 bis abends um 19 Uhr. Dazu kam noch ein wenig Haushalt wie bügeln, Kinderzimmer aufräumen und Badputzen.
Die Wochenenden hatte ich zu meinem Glück immer frei und konnte Paris entdecken.

Vormittags bin ich 3 mal die Woche in einen Sprachkurs im 16ten Arrondissement gefahren. Da war ich dann auch fast den ganzen Tag unterwegs, für 2 Stunden Unterricht, aber an die Zugfahrt gewöhnt man sich und ich hatte immer ein gutes Buch zum Lesen dabei.

In meinem Kurs, der extra für Au pairs ausgelegt war, habe ich schnell viele Bekanntschaften gemacht und Freundschaften geschlossen. Die Stimmung war auch immer total gut und wir waren eine total internationale Gruppe.

Auch über die Organisation habe ich Kontakte knüpfen können, weil zu Beginn des Jahres ein Treffen veranstalten wurde, zu dem alle Au pairs in Paris eingeladen wurden. Das Team von Europair, die Partnerargentur vorort, war wirklich sehr herzlich und hatte immer ein offenes Ohr. So habe ich mich wirklich gut betreut gefühlt, als die Anfangszeit nicht leicht war.

Die beiden Jungen, 7 und 10 Jahre, hatten schon mehrere Au pairs vor mir und wussten deshalb, wie sie ihren Kopf durchsetzen konnten. Dabei hätte ich mir mehr Rückhalt von den Eltern gewünscht, aber oftmals hatten sie nach einem langen Arbeitstag wenig Zeit und Muße mit mir das Gespräch zu suchen, wie der Tag gelaufen war. Meine Gastmutter musste  auch ein paar Mal beruflich auf Reisen, so dass die Stimmung sehr angespannt war, weil die Kinder ihre Mutter vermissten und der Vater sehr viel um die Ohren hatte.

Sprachlich hatte ich kaum Probleme, allerdings habe ich anfangs nicht den Mut gefunden, Dinge die mich störten oder die nicht gut gelaufen sind, anzusprechen.  Als ich mich doch dazu durchgerungen habe, begegnete mir meine Gastmutter sehr verständnisvoll und es wurde vieles leichter.

Die Beziehung zu den Kindern wurde mit jeder Woche besser, und als sie erfuhren, dass ich frühzeitig abreisen musste, waren sie richtig traurig. Wegen meines Studiums musste ich die Familie leider schon nach knapp der Hälfte der geplanten Zeit verlassen.

Alles in allem bin ich froh, dass ich mich für dieses Abenteuer entschieden habe, denn ich habe viel dazu gelernt und konnte mit vielen positiven Erfahrungen nach Hause zurückkehren. Ich bin eigenständiger geworden, offener und selbstsicherer, weil ich gemerkt habe, dass ich mich sogar in einer fremden Sprache vermitteln und ausdrücken kann. Und das tollste ist, dass ich mich in Paris jetzt bewege, als wäre es meine Heimatstadt.

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