Ich möchte vorwegnehmen, dass dieser Erfahrungsbericht nicht annähernd widergeben kann, was die Freiwilligenarbeitzeit in Thailand für mich bedeutet hat und was ich dort alles erleben durfte. Es sind einfach zu viele verschiedene Erinnerungen, um sie in einem so kurzen Bericht zusammenzufassen. Ich hoffe dennoch, dass er zukünftigen Freiwilligen und allen anderen Interessierten einen Einblick darin bietet, was es heißt, als Freiwilliger in Thailand zu arbeiten.
Ich muss zugeben, dass ich keine Ahnung hatte, was genau mich erwartet. Geplant war zu Beginn die Einführungswoche (oder „Siam Culture Week“), die praktisch jeder Freiwillige zu Anfang macht. Anschließend sollte ich den Großteil der Zeit in einem Waisenhaus und beim Englisch Unterricht an einer lokalen Schule verbringen. Dazwischen wollte ich 3 Wochen bei einem Projekt mit Elefanten mitwirken.
Ab dem Verlassen des Flugzeugs hatte ich erwartet kein Wort Deutsch mehr sprechen zu können. Die ersten 4 anderen Freiwilligen, die ich (noch am Flughafen) traf, waren jedoch – Deutsche. Nachdem wir untereinander ein wenig geplaudert hatten über übliche Themen, wie Herkunftsland, Name, usw., kam heraus, dass jeder außer mir nur 2, bzw. 4 Wochen in Thailand bleiben würde. Ein Aufenthalt von 6 Monaten schien eher ungewöhnlich zu sein, denn 6 Monate oder länger blieb fast niemand. Einige waren noch mit 3 Monaten dabei, der Großteil aber hatte eine Programmdauer von durchschnittlich 4 Wochen.
An dieser Stelle muss ich sagen, dass meiner Meinung nach das gesamte Programm unter solchen (zu) kurzen Aufenthalten leidet. Freiwillige, die lediglich für eine kurze Zeit bleiben, widmen sich meist kaum ihrem Projekt. Nichts gegen engagierte Menschen, die in ein fremdes Land reisen, um anderen zu helfen! Aber für so etwas sollte man sich Zeit nehmen.
Am Montagmorgen ging es los. Unsere beiden thailändischen Koordinatoren (Katoon und Bran) führten uns durch das Programm der Einführungswoche (es entspricht sehr genau der Beschreibung, die man vorab bekommt). Innerhalb unserer Gruppe haben wir uns sehr gut verstanden. Da für jeden diese Gruppe die erste war, die er/sie in Thailand wirklich kennen lernte, entstanden sehr schnell fast schon Freundschaften. Den Abschied (der letzte leider schon nach 4 Wochen) machte das nicht leicht. Diejenigen, die man als erstes getroffen hatte, vermisste man oft am meisten.
Die folgenden Wochen verbrachte ich bei der Arbeit im Waisenhaus – sozusagen das erste von 3 verschiedenen Projekten.
Während der 3-4 Monate Waisenhaus nahm ich zwischendurch an 3 anderen Projekten teil. Das erste war eine Woche Muay Thai, oder Thai Boxing. Man hatte 2 Trainingseinheiten am Tag, eine früh morgens um 6:00 und eine am frühen Abend. Das Training bei einem ehemaligen Muay Thai-Profi machte Spaß und war auch nicht zu anstrengend, solange man nicht die morgendliche 8 km Runde joggte. Durch ihn konnten wir sogar einige echte Kämpfe sehen und ich muss sagen, bei den echten Kämpfen ging es oft brutal zu...
Das Projekt „Hill Tribe“ bei Chiang Rai im Norden Thailands war das nächste. Wir wohnten im Dorf eines Stammes, der sich „Akha“ nannte. Die Unterkunft war sehr einfach, ich wohnte in einer kleinen Bambushütte, die Dusche war nur ein Schlauch und die Toilette hatte keine Spülung. Dazu war es vor allem in der Nacht eiskalt. All das wurde aufgewogen durch die beispiellose Gastfreundschaft der Akha, 3 sehr sympathische Koordinatoren und die wunderschöne Landschaft des Nordens. Unser Wochenprogramm war bunt gemischt mit u.a. Trekking, unterrichten an der lokalen Schule und der Arbeit an einem Lehmhaus.
Die nächste „Abwechslung“ fand dann wieder in Singburi statt. Eine Woche lang half ich beim „Clay House Projekt“, wo einfache Lehmhütten gebaut werden. Diese sind für durchreisende Mönche gedacht, die eine Unterkunft für wenige Nächte benötigen.
2 weitere Wochen war ich bei 2 verschiedenen Elefanten Projekten. Für das erste ging es nach Umphang im Nordwesten von Singburi. Diese Woche war im Grunde wie eine Art Abenteuer Urlaub.
Meine zweite Woche mit Elefanten verbrachte ich in Kanchanaburi (im Westen von Singburi). Die hauptsächliche Aufgabe von uns Freiwilligen war es, Tagesbesucher herumzuführen, mit ihnen durch das tägliche Programm zu gehen, dieses vorzubereiten und für Fragen zur Verfügung zu stehen
Mein letztes Programm in Thailand war der Englisch Unterricht an einer Schule bei Tha Kham (der Wat Sing School genauer gesagt).
An den Wochenenden fuhren wir gerne weg an interessante Orte in ganz Thailand. Während meiner 6 Monate war ich am Wochenende häufig in Bangkok, aber auch in Kanchanaburi, Pattaya, Lopburi, Chiang Mai (zum berühmten Laternenfestival „Loi Krathong“) und im Khao Yai Nationalpark.
Ich habe in dieser Zeit viele gute Freundschaften geschlossen und hoffe, einige dieser Leute später wieder zu treffen. Der Abschied von manchen war sehr traurig und wir vermissten sie schmerzlich nachdem wir dann ohne sie zurückblieben. Aber das Leben ging weiter und wir hatten oft ausgemacht, uns wieder zu treffen wenn wir zurück sind.
Ich habe meine Zeit in Thailand sehr genossen und würde mich wieder dafür entscheiden wenn ich nochmal die Wahl hätte.
Vielen Dank dafür an MultiKultur, die mich vermittelt haben und immer mit Rat und Tat zur Seite standen. Vielen Dank vor allem an die thailändischen Partner, die dieses so erfolgreiche Freiwilligenarbeit - Programm ins Leben gerufen haben und nun leiten.
Vielen Dank, dass ich daran mitwirken durfte!
P.S.: Dieser Bericht musste radikal gekürzt werden. Falls ihn jemand im Original lesen möchte, einfach eine Email an uns. Dann bekommt ihr ihn zugeschickt!